virulenter realismus
von Gregor Szyndler
Am heutigen Texttag präsentiert Ihnen „Zeitnah: Kulturmagazin seit 2012“ Gregor Szyndlers Gedicht „virulenter realismus“ in drei verschiedenen Formen. Das Gedicht über das Schreiben durchläuft Verwandlungen: Vom Entwurf zur Reinschrift und bis zum Poster.
virulenter realismus
auf den wegen durchs gebirge denke ich kein steg kein geländer keine stufe kein schild verallgemeinert diese landschaft
virulenter realismus
hatschi
gesundheit
metempsychose
psychochose
zuletzt
berührt
mach nicht mehr mit
als erster dran krepiert
der autor der sich
von den toten
erholt
virulenter realismus
ansteckung
buch
pelzlunge
pelzzunge
pelzhals
virulenter realismus
hatschi gesundheit
metempsychose
ein pelziges würgen
kurz vor ausbruch
der grippe
doch wir verfasser
eingeschlossen
wähnen uns mit
seren von
skepsis geimpft
novelle warum geht deine
sonne im süden unter
gedicht warum sagst
du nicht ich wie wir
song warum besingst
du dich nicht der sänger
der roman der 700-
seitige birgt alle ordnung
und wirft alles durcheinander
zerbricht was ihn erstellt
entstellt den der ihn
liest ach das
zerbrechliche
mit brecht gesprochen
bestrickt manchmal
doch garantiert
zerbricht es ô
virulenter realismus
virulenter realismus
auf den wegen durchs gebirge denke ich ein steg ein geländer eine stufe ein schild verallgemeinert diese landschaft
Gregor Szyndler ist Schriftsteller, Kolumnist, Journalist sowie Mitbegründer von “Zeitnah: Kulturmagazin seit 2012″. Seine Texte erscheinen in Zeitschriften, Anthologien und auf einschlägigen Portalen. Das Gedicht „virulenter realismus“ inspirierte das österreichische Magazin „Sterz: Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kulturpolitik“ zu einer wunderbaren Text-Bild-Collage im Posterformat 39×58 Zentimeter.
Heraustrennen, aufhängen, Augen weiden lassen: Was der „Sterz“ aus dem Gedicht „virulenter realismus“ machte.
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