Die Bibliothek
Von Leoluca Bissegger
Zum heutigen Texttag präsentiert Ihnen «Zeitnah: Kulturmagazin seit 2012» das Gedicht «Die Bibliothek» von Leoluca Bissegger. In einem Irrgarten aus unbemerkten Wänden rennen wir angedachten Seiten nach. Allenfalls lesend lässt es sich nicht schreiben; schreibend hingegen wird nichts ungelesen: so heisst ein ungeschriebenes Gesetz. Wir sind einer Bibliothek ausgeliefert, die es gerade deshalb nicht gibt, weil man sie so leichthin im Schreiben vermutet.
Den Atem der Altvorderen im Nacken
tastest du dich durch das Labyrinth
und wo die verwinkelten Wände aufhören
geben sie den Blick frei auf die Bibliothek
In einer Bibliothek die nichts verleiht
auf einem Tablar das keines ist
steht ein Buch das es nicht gibt
dafür kriegst du die zweite Mahnung
Also bringst du den Stapel weisser Blätter
an den Schalter lächelst und
bezahlst brav die Strafgebühr
Und alles ereignet sich in einer Sekunde
ja diese Sekunde füllt die Bibliothek –
und ganze Bibliotheken sind in ihr.
Leoluca Bissegger schreibt, seitdem er gelesen werden kann.
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Grossartig!
Leoluca ist ein äusserst merkwürdiger Dampfi, mit Erfahrung im Studentenleben, ein Kenner vor seiner Zeit. Mal sehen, ob er’s trotz Motorsägenpapa und/oder Notenblockade ins Studentenleben schafft.
Kenner *vor* seiner Zeit?
Klingt spannend, Lio.
Wie aber meinst du es genau?