Zitat der Woche: Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher

Das heutige Zitat der Woche ist kurz, knapp und ruft uns einen Schriftsteller in Erinnerung, der zu Unrecht fast vergessen gegangen ist: Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799).

Das heutige Zitat der Woche bei «Zeitnah» stammt vom berühmten deutschen Aphoristiker Georg Christoph Lichtenberg. zVg

Das heutige Zitat der Woche bei «Zeitnah» stammt vom deutschen Aphoristiker Georg Christoph Lichtenberg. zVg

Aphorismen haben in Deutschland eine lange Tradition. Goethe, Schopenhauer und Nietzsche sind nur einige Namen, mit denen die kurzen, aber aussagekräftigen Gedankenspiele assoziiert werden. Neben all diesen Schriftstellern steht jedoch ein Name, der sonst in der deutschsprachigen Kultur eher selten anzutreffen ist: Georg Christoph Lichtenberg. Seinerzeit vor allem als berühmter Mathematiker und Physiker an der Universität Göttingen bekannt, liest man heute bestenfalls noch seine «Sudelbücher», in denen er über Jahre hinweg notizartig seine Einfälle aufschrieb. Kurze, scharf formulierte Aussagen waren seine Spezialität, welche stellenweise so einfach scheinen, dass ihre Tiefe erst beim zweiten oder dritten Nachlesen offensichtlich wird. Ohne grosse Umschweife, stellenweise fast fragmentartig brachte der Professor für Physik Gedanken und Ideen zu Papier, die zeitlebens unausgeführt bleiben würden: Lichtenberg befasste sich mit Philosophie, Geschichte, Geographie und zahlreichen weiteren Themen, ohne je ein eigenes «System» oder einen Roman daraus zu entwickeln, wie es beispielsweise seine Zeitgenossen Kant oder Goethe taten. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – lesen sich Lichtenbergs Aphorismen auch heute noch frisch und unverblümt. Als kleine Kostprobe seines zeitlosen Stils beschränken wir uns auf ein Zitat, das zu den Berühmtesten Lichtenbergs gehört:

Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte, machte eine böse Entdeckung.

In einem einzigen Satz kehrt Lichtenberg hier ein ganzes Weltbild um. Er klagt nicht an, sondern beschreibt die Geschichte einfach so, wie sie aus der Sicht des «anderen» Amerikaners war. Hinter dem scheinbaren Witz dieses Bonmots verbirgt sich aber eine bittere Wahrheit, die kein bisschen an Brisanz verloren hat. Egal ob indianische Ureinwohner oder afrikanische Galeerenhäftlinge, das Echo des sogenannten «Anderen» ist auch angesichts aktueller Filme wie «12 Years a Slave» noch nicht verklungen.

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