United Colors of Verneuil – Philippe de Chauverons «Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu?»

Papa und Mama Charles (Christian Clavier) und Marie Verneuil (Chantal Lauby) sind Franzosen der alten Schule: er ist überzeugter Gaullist, seine Frau hat sich ihr Leben lang ihren Töchtern gewidmet. Doch nun geht alles den Bach runter: die erste heiratet einen Araber, die zweite einen Juden, die dritte einen Chinesen! Wie konnte es soweit kommen? Mama Verneuil wird depressiv, der Vater flüchtet sich immer mehr in seine Mythen eines blütenweissen Frankreichs. Doch die nächste Katastrophe kündigt sich bereits an – auch wenn es die jüngste der Töchter nicht schafft, ihren Eltern das Geheimnis zu verraten: ihr zukünftiger Gatte stammt aus Côte d’Ivoire. Nun meinen auch die drei Gatten und ihre Frauen, das sei dann doch zu viel des Guten – und versuchen, die kommende Hochzeit zu sabotieren…

Guess who's coming to dinner? (Bild: zVg)

Guess who’s coming to dinner? (Bild: zVg)

Philippe de Chauverons «Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu?» –  auf Deutsch «Monsieur Claude und seine Töchter» – ist ein amüsanter Mainstream-Streifen, der dabei den Rassismus auf humorige Art thematisiert – trotz des schweren Themas ein leichter Streifen, eine Vollblutkomödie, die in Frankreich bereits ein sehr grosses Publikum  begeistert hat. Der Film wird wohl auch in der Deutschschweiz auf Zuspruch stossen; auch wenn einige Pointen in den Untertiteln verloren gehen. Meistens tut dies aber nichts zur Sache; und die antirassistische Botschaft kommt so versöhnlich daher, dass sich wohl kaum jemand nicht amüsiert. Kurz und gut: ein witziger Genrefilm, wie ihn vielleicht nur die Franzosen machen können.  Trotz allem wird durchaus einiges Wissen vorausgesetzt – der jüdische Gatte heisst Benichou, es ist also eindeutig, dass es sich um einen sephardischen Juden handelt. So wirkt es auch überzeugender, wenn der Ivorien Charles später die zwei anschaut und sagt, dass sich nichts so gleicht wie der Semite einem anderen Semiten (also der Jude dem Araber). Mit einem hellhäutigen, aschkenasischen  Juden würde das natürlich nicht (oder nur schlecht) funktionieren. Ausserdem kann de Chauveron so den Gegensatz zwischen der weissen, katholischen, europäischen Familie und den Gatten mit Verwandten in Afrika und Asien noch stärker betonen. Aber auch alle, die hier nicht so ins Detail gehen wollen (oder können), werden sich in de Chauverons Film köstlich amüsieren. Vielleicht auch gerade deshalb, weil im Film zwar persönliche Vorurteile zum Ausdruck kommen, ein persönlicher Rassismus also, der sich leicht revidieren lässt; fast ganz ausgespart wird aber der institutionalisierte Rassismus.

«Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu?». Frankreich 2014. Regie: Philippe de Chauveron. Mit Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan, Medi Sadoun, Frédéric Chau, Noon Diawara, Frédérique Bel, Julia Piaton, Emilie Caen, Elodie Fontain u.a. Deutschschweizer Kinostart: 4.9.2014.


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