Als Prince (R.I.P.) doch noch den Rap entdeckte – und damit Top-Hits landete

Anfangs hat sich Prince über den Hip-Hop – oder genauer: über rappende Kollegen – nur lustig gemacht. Doch ein paar Jahre später hat er mit diversen Rappern und Labelkollegen zusammengearbeitet und MC Hammer verdankt Prince einen seiner grössten Hits.

Auf seinem «Black Album» sang er noch: «Rappers‘ problems stem from being tone deaf / Pack a hall and try to sing / There won’t be no one left». Einige Jahre später produzierte Prince den Rapper und Labelkollegen T.C. Ellis und mindestens zwei seiner Hits der 90er Jahre bedienen sich stark bei Rap und Hip-Hop: «Sexy MF» (1992) und «Gett Off» (1991). «Gett Off» zitiert auch James Brown, was den Track mit zahlreichen Rap-Tracks der späten 80er und frühen 90er verbindet. Der Rapper Tony M ist ebenfalls auf beiden Tracks präsent. Es stimmt zwar, das Prince und seine Labelmates immer im Funk und Soul verwurzelt blieben und einige Elemente des Hip-Hop kaum ihren Weg in das Prince’sche Universum gefunden haben. T.C. Ellis‘ «True Confessions» ist denn auch eine sehr atypische Rap-Platte (eigentlich eher eine Funk-Scheibe, auf der gerappt wird) und auf späteren Alben hat sich Prince wieder traditionelleren Sounds zugewendet. Bezeichnenderweise auch gerade auf «Musicology» (2004), wo er immerhin Chuck D von Public Enemy und Jam Master Jay von Run DMC grüssen: «Take your pick – turntable or a band? / If it ain’t Chuck D or Jam Master Jay / They’re losin’».

Hier zeigt sich, dass Prince im Grunde genommen nie zugeben konnte, dass sich die Zeiten eben doch verändern. Gleichzeitig stimmt es aber nicht, dass er den Zugang zum Hip-Hop nicht gefunden hat – gerade seine Rückbesinnung auf den Funk auf «Musicology» (2004) zeigt doch, dass Prince die Zeichen der Zeit richtig interpretiert hat. Nur eben wohl wieder ein Paar Jahre zu spät – Jam Master Jay war da bezeichnenderweise bereits seit zwei Jahren tot. Aber anders als Madonna wollte sich Prince nie an die Trends der Zeit anbiedern oder anpassen – er blieb immer dem handgemachten Sound treu, rein elektronische Musik hat ihn wohl nie interessiert, oder eben nur im Rahmen des Funk. Deshalb konnte wohl Prince mit vielen aktuellen Rap-Sounds der Nullerjahre wenig oder nur gar nichts anfangen. Genial war er natürlich trotzdem. Aber auch ein Genie kann eben den Lauf der Zeit nicht aufhalten – auch wenn einen bei Prince ja eigentlich nichts (ausser seinem Tod) wirklich überraschen kann…

Bibliografie

Bernays, Ueli. 2016. Die Liebe der Musik. NZZ, 23.4.16, S. 45.

Nelson, Havelock. 1991. Bring the Noise. A Guide to Rap Music and Hip-Hop Culture. NY: Harmony.

Walter, Klaus. 2016. Schwarz und weiss, Soul und Rock, Junge und Mädchen. WOZ, 28.4.16, S. 27.

http://www.whosampled.com/Prince/


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