gesichtet #158: Die letzten Tage der farbigen Fenster an der Sperrstrasse

Von Michel Schultheiss

Noch thronen die knorrigen Dachfenster über der alten Liegenschaft. Jedes in einer anderen Farbe. An den  Fensterrahmen splittern längst die Späne ab. Darunter liegen etwas in die Jahre gekommenen Fassade, bestückt mit Fensterläden in vergilbten Grüntönen. Ein Haifisch lauert als Aufdruck an einem der Parterrefenster.

Etwas zwischen Villa Kunterbunt und Rock-Docky-Haus: Farbige, aber ziemlich brüchige Fenster zeichnen die Liegenschaft an der Sperrstrasse aus (Foto: smi).

Nun wirkt das ältelnde Gebäude an der Sperrstrasse mittlerweile schon fast wie ein Exote in der Häuserzeile. Umso mehr auch im Kontrast zu seinem Nachbarn. Gleich nebenan steht nämlich ein mit seinen versetzten Fenstern auffälliges Eckgebäude aus dem Jahr 2008. Der Altbau wirkt dagegen wie ein «altes Haus von Rocky Docky»im Kleinbasel. Wobei an diesem Ort «ausgestorbene» Fenster schon fast zum Inventar gehören. Gerade mal zwei Häuser weiter befindet sich unter dem Namen «La Cocina» eine jener Kneipen, von denen man nie weiss, ob es sie überhaupt noch gibt. Seit vielen Wochen erklärt dort ein Blatt am Eingang, dass eine neue Lizenz beantragt werden müsse.

Vor wenigen Jahren fand hier eine «Kunsthalle» Unterschlupf (Foto: smi).

Nun aber zurück zur alten Liegenschaft mit den brüchigen und bunten Fenstern. Wie sein Kollege, das Haus «zum Tuttenkolben»an der Rheingasse, scheint es nahezu ausgestorben zu sein. Wobei dies auch im diesem Fall auch nicht ganz zutrifft. Zumindest ein Teil des Altbaus an der Sperrstrasse ist noch bewohnt – wenn auch nicht mehr lange. Die letzten Mieter haben gegenüber dem Autoren dieser Zeilen bestätigt, dass sie noch bis im Herbst bewohnen werden. Dann wird abgerissen. Mehr möchten sie dazu sagen, weil die Sache für sie abgeschlossen sei. Wie auch ein Projektleiter der Immobilienfirma bestätigt, kam es dort zu einer Mietfristerstreckung für die letzten Bewohner.

Bis im Herbst 2019 wird man diesen in die Jahre gekommenen Exoten noch an der Sperrstrasse sehen (Foto: smi).

Im Herbst 2019 aber dürften dann die Bagger definitiv auffahren. Das urchige Haus wird einem Neubau Platz machen. Es handelt sich dabei um Holzsystembau kombiniert mit Sichtbeton. Die Bauweise ermögliche erhebliche CO2-Einsparungen, wie die Immobilienfirma erklärt. Sechs Wohnungen, auf den Plattformen sind sie im Stockwerkeigentum für 909’000 Franken ausgeschrieben.

Die Liegenschaft, die also nicht mehr lange stehen wird, ist übrigens nicht gänzlich unbekannt. 2014 wurde dort ein Ausstellungsraum, die «Kunsthalle Kleinbasel», ins Leben gerufen. Diese ist mittlerweile aber als nomadisches Projekt unterwegs, zurzeit im Steinenbachgässlein.


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