gesichtet #161: Die Mysligasse beim Rappoltshof

Von Michel Schultheiss

Gähnende Leere in den Schaufenstern. Keine Spur von mehr von den Falafeln des syrischen Lokals «Damas». Eine versprayte Feuertreppe gleich nebenan. Auch die äthiopische Nachbarsbeiz ist verschwunden. Gegenüber eine zerbrochene Vitrine. Bläuliche Fasnachtszeichnungen sind darin zu sehen.

Der eher unscheinbare Durchgang ist schon seit etwa 25 Jahren unter dem Parallelnamen «Mysligasse» bekannt (Foto: smi).

Der Durchgang von der Unteren Rebgasse zum Rappoltshof mag leer, kurz und unscheinbar sein. Dennoch hat er einen Namen. Im Gegensatz zu den besagten Restaurants hat nämlich ein ungewöhnliches Strassenschild all die Jahre überstanden. «Mysligasse» ist gleich an der Ecke zu lesen. Wer genauer hinschaut, merkt aber, dass mit dieser Tafel etwas anders ist: Laminiert, in einem helleren Blauton und weit oben aufgehängt.

Die Antwort darauf, was hinter diesem Namen steckt, liegt gleich im «Gugge-Käller» gleich um die Ecke (Foto: smi).

Apropos hoch oben befestigte Basler Strassenschilder: Die Beschriftung Ueli-Gässli hängt seit einigen Monaten wieder. Wie etwa das nicht ohne Grund höher platzierte Schild des Elftausendjungferngässlein fiel es immer wieder Langfingern zum Opfer.

Das ist bei der Mysligasse kein Thema. Schliesslich ist es auch kein richtiges Strassenschild. Wer nun denkt, der Name habe mit der «Muus-Falle» im benachbarten Milieu etwas zu tun, ist auf dem Holzweg. Auch die weissen Mäuse, die wohl ein mancher Besucher der «Glaibasler Gnille» sieht, wenn er danach hier vorbeischlendert, sind nicht gemeint. Es ist auch keine Referenz an HD Soldat Läpplis rauffreudigen Kumpanen Mislin, der nun bald wieder auf der Fauteuilbühne zu sehen ist.

Die Antwort liegt viel näher, also gleich um die Ecke. Die «Gugge-Mysli 1956» üben dort in ihrem Keller, wie eine mächtige Mäuserichslarve beim Eingang klarmacht. Eine Anfrage bei den Fasnächtlern bestätigt die Annahme. Wie der Obmaa erklärt, ist das Schild eine Hommage an diese Guggemuusig. Es habe vor einigen auch schon mal eine Anfrage der «Mysli» an die Behörden gegeben, die Gasse offiziell so zu benennen.

Obschon es bislang nicht dazu kam, ist diese fasnächtliche Namensidee gar nicht so unrealistisch. Es gibt durchaus amtlich benannte Strassen, die auf einen Kosenamen von Anwohnern zurückgehen. So etwa das Hexenweglein im St. Alban-Quartier. Wie im Namenbuch Basel-Stadt vermerkt ist, wurde der Name des Velowegs nach einer Umfrage im Quartier schliesslich amtlich – ganz im Gegensatz zum Hexenwäldli in Riehen. Zudem gehen Strassennamen wie die Attila-Passage in Kleinhüningen und das Salm-Gässli im Lehenmatt auf Wünsche im Quartier zurück. Hierbei ist das Pfefferplätzchen nicht zu vergessen. Der Winkel im Pfeffergässlein erhielt zur Freude von Anwohnern, die dort immer wieder einen Nachbarschaftsbrunch abhalten, ein braunes Strassenschild. Diese nichtoffizielle Farbe hat ebenso die Tafel bei Theobald Baerwarts Gässli im Kleinbasel.

Wie der Dichter Baerwart wachen auch die Mysli mit über eine namenlose Gasse. Die Gugge ist übrigens nicht nur hier, sondern auch im Grossbasel verewigt. An der Streitgasse erinnert eine Tafel mit einer Gravur ganzjährig an den fasnächtlichen Rastplatz der Mysli.


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