gesichtet #163: Kein Schmaus beim Schottergarten

Von Michel Schultheiss

In Basel gibt es immer wieder interessante Verbotstafeln zu entdecken. Eine davon gibt es gleich in mehrfacher Ausführung. Wer beim «Bahnhof-Imbiss»­ vor der Post-Passage einen Döner holt, darf ihn auf keinen Fall beim malerischen Steingarten gleich nebenan verzehren. Dasselbe gilt für die Nüsse aus der Schälmaschine im Reisebüro und Süssigkeitenshop gleich nebenan. Wobei das Wort Steingarten hier gar nicht angebracht ist. Schottergarten müsste es heissen. Schliesslich wächst im Schatten des Postreitergebäudes gar nichts.

Picknick beim Postverteilzentrum ist nicht gerne gesehen. (Foto: smi)

 

Wer nun denkt, dass sich dieser finstere Eingangsbereich so gar nicht als Rastplatz anbietet, ist auf dem Holzweg. Zur Mittagszeit stürzen sich nämlich so manche hungrige Mäuler auf die Lamacuns und Taschenbrote der Imbissbude. Neben der langen Schlange gibt es nur wenige Tische zwischen der Nussschälmaschine, dem Liftschacht und der Unterführung mit Veloweg. Die besagten Schilder ermahnen daran, dass ja keine Pommes zwischen den Steinen stecken bleiben. Ohnehin ist es keine gute Idee, vor einem befahrenen Eingang eines Postverteilzentrums zu tafeln. Der Steingarten könnte aber theoretisch als geschützte Sitzgelegenheit für den Döner-Verzehr mit Blick auf die Garageneinfahrt dienen.

Ein Garten, so farbig wie die Umgebung hier (Foto: smi).

 

Dabei sind es weniger die urbanen Picknickplätze als viel mehr die Schottergärten, die zum Politikum geworden sind. Zum Beispiel im Nachbarkanton. Unlängst gab es dazu gleich zwei Vorstösse im Baselbieter Landrat. Solche Gärten seien dem Mikroklima nicht förderlich, so die Bedenken. Erlaubt bleiben sie, wenn sie auch nicht gerne gesehen werden. Diese Diskussion erübrigt sich bei der Post-Passage: Die Tage dieses Ortes sind gezählt. Letztes Jahr gab der Grosse Rat grünes Licht dafür, dass das Postreitergebäude wegkommt. Es folgt die Überbauung Nauentor mit drei Hochhäusern, die Post zieht in die Centralbahnpassage. Somit verschwindet der «Rostbalken» oder die «Blutwurst», wie das Gebäude mit der roten Stahlfassade aus den Siebzigerjahren auch genannt wird. Bleibt die Frage, was aus dem Schottergarten, dem Essverbot und vor allem dem beliebten Bahnhof-Imbiss wird. «Zeitnah» bleibt jedenfalls dran.

Wenn hinter der nächsten Ecke beim Döner das Essverbot lauert (Foto: sei).


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