Wo die Zitronen blühen – Samuel Perrauds «8 Tage im August»
Inspiriert von seiner eigenen Biografie legt der Schweizer Regisseur Samuel Perraud ein Beziehungs- und Familiendrama vor, in dem bekannte deutsche Schauspieler:innen brillieren. Ein zwar etwas konventionelles, aber nicht minder gelungenes Werk.
Zwischen Helena (Julia Jentsch) und Adam (Florian Lukas) kriselt es. Sie sind zusammen mit einer befreundeten Familie und ihrem Sohn Finn (Finn Sehy) in Süditalien in den Ferien. Auf dem Weg zum Auto bricht Finn plötzlich zusammen …
Der Schweizer Regisseur Samuel Perraud legt ein zwar konventionell gemachtes, aber nicht minder gelungenes Werk vor. Die Dynamik in Familie und Freundschaft wird psychologisch glaubhaft dargestellt, im Zentrum steht dabei letztlich sicher Florian Lukas in der Rolle von Adam, der mit seiner eigenen Männlichkeit hadert; was nicht zuletzt durch sein Verlegen der Autoschlüssel in einem kritischen Moment symbolisiert wird. Später lernt er sogar noch einen schwulen «comandante» kennen – was ihn vielleicht mit einem weniger traditionellen Bild der Männlichkeit versöhnen wird. Interessant dabei: Die Eltern heissen Adam und Helena, haben also betont traditionelle Namen. Ihrem Sohn haben sie den moderneren Namen Finn gegeben.
Das andere Paar besteht aus Ellie und Matti, beides sicher eher moderne Namen auf Deutsch; ihr Sohn trägt den italienischen Namen Luca; anders als Finn kann er mit den Einheimischen auch Italienisch reden. Matti ist zudem beruflich sicher erfolgreicher als Adam (der [erste] «Mensch»), was die Dinge nicht gerade vereinfacht. Matti ist die finnische Form von Matthias, deutsch «Geschenk Gottes» – und auch Ellie hat Gott in ihrem Namen, Elisabeth heisst übersetzt «Gott ist mein Schwur».
Einen besonderen Bezug zur Schweiz hat die schweizerisch-italienische Koproduktionen zwar keinen – inhaltlich gesehen. Aber natürlich ist Italien immer das Land der Sehnsucht nicht nur für Deutsche, sondern auch für die meisten Menschen in der Deutschschweiz; siehe dazu Martin Suters «Small World». Das Land, wo die Zitronen blühen [1] – das ist Italien nicht nur für Goethe, sondern für die meisten deutschsprachigen Menschen. Dieses Land der Sehnsucht ist natürlich der perfekte Ort für einen Showdown zwischen zwei Familien – oder zumindest den zwischen Adam und Matti.
«8 Tage im August». CH/Italien 2023. Regie: Samuel Perraud. Mit Julia Jentsch, Florian Lukas, Sarah Hostettler, Sami Loris, Finn Sehy, Aaron Andres, Perla Ambrosini, Fortunato Celrino u. a. Deutschschweizer Kinostart am 2. Mai 2024.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Mignon_(Gedicht)
- Eintauchen in den omnipräsenten Dialekt – Aldo Gugolz‘ «Omegäng»
- In den Gängen – Michael Fetter Nathanskys «Alle die Du bist»