Agape und Eros
Nach seinem fulminanten «Un prophète» überzeugt der französische Regisseur Jacques Audiard auch mit seinem neuen Film, in dem Marion Cotillard ihre Beine verliert und sich doch wieder aufrappelt.
Stéphanie (Marion Cottilard) arbeitet in Antibes im Aquapark, wo sie mit den Orcas und ihren KollegInnen das Publikum mit ihren Shows beglückt. Ali (Matthias Schoenaaerts) hat keinen Job, muss aber auf seinen kleinen Sohn Sam (Armand Verdure) aufpassen – in Antibes lebt seine Schwester, und Anna (Corinne Masiero) und ihr Mann Foued (Mourad Frarema) sind sehr hilfsbereit. Sam und Papa Ali dürfen bei ihnen wohnen, während sich Ali mit diversen Jobs durchschlägt – so lernt er auch Stéphanie kennen. Aber erst nach einem Arbeitsunfall, bei dem Stéphanie beide Beine verliert, lernen sich die zwei besser kennen.
Spannung und Anspruch
Wie schon in früheren Filmen – u.a. «Sur mes lèvres», dem Remake «De battre mon cœur s‘est arrété» und zuletzt dem preisgekrönten «Un prophète» – verbindet der Regisseur Jacques Audiard Anspruch und Spannung auf immer wieder fulminante Weise. Vielleicht ist es gar manchmal doch etwas allzu viel, was der Maestro da vorlegt – aber wie dem auch sei, die Spannung bleibt und die zwei Stunden vergehen im nu. Dabei kommen sowohl sentimentale wie auch sozialkritische Elemente nicht zu kurz.
Appetite for Destruction
Interessant ist es, die Welt des Aquaparks und die des illegalen Kampfes zu vergleichen: diese beiden beruflichen bzw. halbberuflichen Welten, die des rücksichtslosen Kampfes zwischen Männern und die der Zurschaustellung von Orcas haben offenbar beide eine selbstzerstörerische Seite – wobei im Aquapark wohl die Tiere ebenfalls gefährdet sind, was nicht selbstverschuldet ist. Jacques Audiard mag es, Menschen an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit zu zeigen, er zeigt aber auch, wie die Menschen miteinander und mit ihrer Umwelt umgehen.
«De rouille et d’os»
Frankreich/Belgien 2012.
Regie: Jacques Audiard
Mit Marion Cotillard, Matthias Schoenaerts, Armand Verdure, Bouli Lanners, Corinne Masiero, Mourad Frarema u.a.
Erschienen 2007 bei Queen Games
Deutschschweizer Kinostart: 18.10.2012
- Wettschürfen unter Zeitdruck
- gesichtet #3 – Basels gute Fee