Lady Windermere’s Fan im Englischen Seminar

Die Theatergruppe des Englischen Seminars der Uni Basel führt Lady Windermere’s Fan von Oscar Wilde auf. Zeitnah war an der Premiere.

 

Das Englische Seminar der Universität Basel besitzt einige der ältesten und schönsten Räume der Stadt. Schon 1294 wurde das Gebäude im Innenhof als „Schönes Haus“ bezeichnet – und noch heute faszinieren die verzierten Deckenbalken aus dem 14. Jahrhundert im Grossen Hörsaal. Im Keller des Schönen Hauses lockt ein anderer Schatz jedes Jahr zahlreiche Zuschauer an: Der Theaterkeller der Gay Beggars.

 

1941 gegründet, führen die Beggars seit 1969 mindestens einmal jährlich ein Stück im Keller des Englischen Seminars auf. Dieses Jahr ist jedoch besonders, da nach der äusserst erfolgreichen Produktion von Michael Frayns Noises Off im Frühling erstmals seit langem wieder eine Herbstproduktion stattfindet.

 

zVg

 

Auf dem Programm steht Lady Windermere’s Fan, eine der berühmten Komödien von Oscar Wilde. Man muss kein Kenner sein, um zu wissen, was das bedeutet: Eine bissige Satire der spätviktorianischen Gesellschaft, verborgen hinter feinem Wortwitz und Dekadenz des fin-de-siècle. Nach The Importance of Being Earnest im Jahr 2006 ist dies das zweite Stück Wildes, das die Beggars aufführen.

 

Charakterspiel und Minihandlungen

 

Die Ausstattung des Stücks ist – wie üblich bei den Beggars – eher spärlich, was jedoch angesichts der imposanten Kulisse des Kellers nicht verwundert. Ein paar gemütliche Sofas, ein Servierboy aus eingelegtem Holz, im Hintergrund ein Clubtisch mit Stühlen … alles passt und vermittelt eine Atmosphäre, die dem späten 19. Jahrhundert durchaus nahekommt. Umso eindrucksvoller die Kostüme, vom klassisch-schlichten Smoking bis hin zum smaragdgrünen Abendkleid samt Korsett.

 

Eindrücke von der Hauptprobe von Lady Windermere’s Fan. Foto von Eleanor Lowen

 

Das Licht im fast ausverkauften Theaterkeller erlischt. Auf die Bühne tritt Lady Windermere (Lyanne Mansfield) mit ihrem neuen Fächer. Der leicht dandyhafte Lord Darlington (Theodor Hall) gesellt sich wenig später dazu, und über vier Akte entfaltet sich ein Panorama von scheinbaren Nichtigkeiten, hinter denen sich ein ernstes Thema verbirgt. Das Charakterspiel ist weitgehend überzeugend: Figuren wie der herrschaftliche Lord Windermere (Jorian Pawlowsky) oder die resolute Duchess of Berwick (Lisa Weizenegger) sind stark porträtiert und fesseln das Publikum an ihre Lippen.

 

Darüber hinaus faszinieren wie immer die Nebenrollen, die dem Stück noch zusätzliche Tiefe verleihen. Während die Hauptfiguren sich gepfefferte Dialoge liefern, laufen im Hintergrund kleine Minihandlungen und runden besonders im zweiten Akt das Bild einer munteren Abendgesellschaft ab. Der Schlussapplaus ist frenetisch, aus den Reihen im Publikum fliegen sogar Rosen auf die Bühne.

 

Dass in so kurzer Vorbereitungszeit eine recht anspruchsvolle Komödie auf die Bühne im Englischen Seminar gezaubert wurde, ist beeindruckend. Lady Windermere’s Fan mag nicht die sprühende Lebendigkeit von Noises Off haben, doch ist dies für das Stück auch gar nicht nötig. Und wer den berühmten wit von Oscar Wilde noch nicht kennt, findet hier die ideale Gelegenheit dazu.

 

Lady Windermere’s Fan
im Englischen Seminar, Schönes Haus, Nadelberg 6. Weitere Aufführungen am 23., 24., 26., 29., und 30. November sowie am 1. Dezember. Die Theaterkasse öffnet um 19:30 Uhr, Beginn des Stücks um 20 Uhr.
Tickets am besten vorreservieren unter gaybeggars@hotmail.com
Preise: CHF 20.- regulär, 15.- für StudentInnen

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