gesichtet #151: Der weniger bekannte Zwillingsbruder des Pfeffergässleins

Von Michel Schultheiss

Beim Nadelberg, gleich gegenüber vom Rosshof, tut sich ein schmaler Durchgang auf. Wer ihn betritt, landet bei von Efeu überwachsenen Mauern, urchigen Balkonen und Strassenlaternen sowie bei so manchen Fassaden, Anbauten und Gärten der Altstadthäuser. Wer trotz des Strassenschildes «Pfeffergässlein 25, 41, 43» glaubt, er könne von hier aus gemütlich zum Imbergässlein rüberspazieren, befindet sich aber auf dem Holzweg. Der Kaisersaal versperrt den Weg dorthin. Daher kennen vielleicht die Besucher des Fauteuil und Tabourettli die geheime Gasse von der anderen Seite her. Ihnen vielleicht einmal der Hinterausgang beim des Spalenhof aufgefallen. Vom Spalenberg gelangt man also überraschenderweise ebenfalls in diese Gegend.

Während das untere Pfeffergässlein vor allem den Fasnächtlern bestens bekannt sein dürfte, bleibt das obere Wegstück abgeschottet (Fotos: smi).

Richtig gelesen, wir befinden uns im Pfeffergässlein, wenn auch im oberen. Eine solche zweigeteilte Gasse ist ein Kuriosum in Basel. Das untere, wesentlich bekanntere Pfeffergässlein hört nämlich – ganz zur Verwirrung von so manchen Kurieren und Besuchern – bei Nummer 21 abrupt auf.

Eingefleischten Fasnächtlern muss wohl kaum erklärt werden, wo sich das befindet. Tambouren, Pfyffer und Vorträbler zwängen sich beim «Gässle» hier durch, während Schnitzelbänggler in die Cliquenkeller abtauchen, zum Beispiel zu den Opti-Mischte, Dupfclub, Schnäderänte oder ins «Konsulat des Königreichs Lepmuria». Da zweigt auch das versteckte Gansgässlein ab und es gibt sogar ein Pfefferplätzchen, ein inoffizieller Strassenname, welcher der eine Winkel von den Anwohnern verliehen bekam.

Dabei ist auch der Strassenname Pfeffergässlein noch relativ jung. Auf dem Loeffelplan war es etwa noch als Teil des Imbergässleins eingezeichnet. Die Abzweigung vom selbigen wurde erst 1978 amtlich zur Gegend, wo der Pfeffer wächst. Wie beim Imbergässlein handelt es sich dabei ebenfalls um eine Anlehnung an die einstigen Gewürzhändler dieser Gegend. Laut Basler Namenbuch gibt’s aber im Gegensatz zum Imbergässlein keinen konkreten historischen Bezugspunkt bei der Wahl dieses Namens.

Nun aber zurück zum oberen Wegstück, dem verborgenen «Zwillingsbruder» der fasnächtlichen Gasse. Wie im Band «Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt VIII» zu lesen ist, wurde bei der Umbenennung das obere Wegstück beim Nadelberg, Spalenhof und dem Einzelhaus Nummer 41 ebenfalls zum Pfeffergässlein, obschon keine Verbindung zum anderen bestand. Es handelt es sich hiermit um einen Weg zu den Hinterhäusern von Schneidergasse und Spalenberg. Eines davon ist etwa ein das Hintergebäude vom Spalenberg 20, das in einer Inschrift aus dem 18. Jahrhundert als als «hinterer Geyer» bezeichnet wurde.

Es gibt sie also noch, die versteckten Welten mitten in der ansonsten kompakten Altstadt, die ungewohnte Blicke auf all diese Hinterhäuser und Erschliessungswege erlauben. Vieles bekommt man selten zu Gesicht, das sie stets verschlossen bleiben. Das Pfeffergässlein bildet hier eine löbliche Ausnahme. Kürzlich meinte ein Gast im «Alte Schluuch», der in seiner Freizeit gerne verborgene Gassen aufspürt, er wolle gerne einmal ein Bild vom oberen Peffergässlein malen: Eine Fasnachtslique, die in dieser verwinkelten Gegend eine Rund dreht und gleich vor der grossen weissen Fassade des Spalenhofs ein Ständeli zum Besten gibt.


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