Mimi’s Thirteen – Milorad Krstics «Ruben Brandt, Collector»
Ungarische Animation auf Englisch mit viel Retro-Flair und intertextuellen Anspielungen, inspiriert von der bildenden Kunst von Velázquez bis Warhol und viel Musik, u.a. Retro-Versionen von diversen Pop-Hits. Im doppelten Sinne des Wortes kunstvoll und sehr unterhaltsam!
Der Psychotherapeut Ruben Brandt leidet an Alpträumen. Vier seiner Patient*innen – angeführt von der Stuntfrau Mimi – wollen ihn von seinem Leiden befreien und helfen ihm deshalb, 13 weltberühmte Kunstwerke zu stehlen, u.a. aus dem MOMA und dem Louvre. Doch das Gesetz schläft nicht – und auch die Unterwelt merkt, wie viel Geld im Kunstmarkt steckt und will ebenfalls profitieren…
Der 1953 in Novi Sad (Jugoslawien) geborene Regisseur Milorad Krstic legt ein rasantes Trickfilmabenteuer vor, das für Kinder aufgrund der Thematik und der zahlreichen Anspielungen nicht geeignet ist. Die Stärke des Films liegt dabei naturgemäss nicht im Plot, sondern in der unwiderstehlichen Machart, der Mischung aus der originellen, von der modernen Kunst inspirierten Animation und der Musik (u.a. einer Retroversion des Britney-Spears-Hits «Oops! … I Did It Again»).
Um was es eigentlich geht? Ganz einfach um die Liebe zur Kunst, und wenn der Film nicht Kunst ist, was ist er sonst? Gedreht wurde auf Englisch, dabei ist es immer wieder klar, dass nicht alle der Stimmen Muttersprachler*innen gehören, doch im Grunde genommen gehört auch dies zum Charme des Films. Schliesslich geht es hier nicht um eine wie auch immer geartete Suche nach dem Authentischen, sondern eben gerade um das kunstvolle Spiel mit der bildenden Kunst, mit Film und Musik.
Der Animationsfilm hat sich ja – Computeranimation zum Trotz (oder vielleicht auch gerade deshalb) – im Westen nicht wirklich als Genre für Erwachsene etablieren können. Der Grund dafür ist wohl, dass die meisten Menschen im Westen den stilisierenden Duktus der Animation als ungeeignet für Erwachsenenfilme empfinden. Und für Fotorealismus bietet sich ja die Animation nicht wirklich an, entsprechende Experimente waren nicht sonderlich erfolgreich.
Gerade ein Film wie «Ruben Brandt, Collector» beweist aber, dass der Zeichentrickfilm sehr wohl geeignet ist für Stoffe, die sich in erster Linie an Erwachsene richten. Ein Film wie das Debüt von Milorad Krstic kann Sachen, die ein Realfilm nicht kann. Gut so! «Ruben Brandt, Collector» ist der erste Film des slowenisch-ungarischen Regisseurs – von Milorad Krstic dürfen wir noch viel erwarten…
«Ruben Brandt, Collector». Ungarn 2018. Regie: Milorad Krstic. Mit den Stimmen von Iván Kamarás, Gabriella Hamon, Zalán Makranczi, Csaba Márton, Katalin Dombi u.a. Premiere im B-Movie am 7. Juni 2019. www.b-movie.ch
- Ich und Ich – Bill Olivers «Jonathan»
- gesichtet #158: Die letzten Tage der farbigen Fenster an der Sperrstrasse