King Django

Bereits Corbuccis unsterblicher Klassiker des Italowestern war ein Film über den Rassismus. Quentin Tarantino verwandelt den weissen Nordstaatler Django nun in einen Sklaven, der zum Superhelden, quasi zum schwarzen Siegfried wird. Nicht verpassen!

Dr. King Schultz ist seines Zeichens Zahnarzt. Mit seinem Zahn-Mobil wirkt er eher lustig – doch aufgepasst, der Deutsche (Christoph Waltz) ist nicht mehr medizinisch, sondern als Kopfgeldjäger tätig. Deshalb befreit er den Sklaven Django (Jamie Foxx), der ihm helfen soll, ein paar Kriminelle zur Strecke zu bringen. Django wurde von den Schergen nämlich misshandelt. Einen schöneren Job kann sich Django gar nicht vorstellen… Und nachher wird Django zum freien Mann, denn Dr. King Schultz – sein Vorname wirkt nicht gerade sehr deutsch – ist ein entschiedener Gegner der Sklaverei. Doch die wirkliche Herausforderung wartet noch auf King und Django: sie wollen Djangos Frau Broomhilda (Kerry Washington) befreien…

Natürlich mögen nicht alle Quentin Tarantino. Spike Lee etwa. Vielleicht besteht das Grundproblem darin, dass QT eben noch an den American Dream glaubt – anders als Spike Lee. Dessen Film zum Thema Sklaverei wäre denn wohl auch anders als «Django Unchained» keine Erfolgsgeschichte, sondern würde auf das Leiden der AfroamerikanerInnen fokussieren. Tarantino ist zweifellos auch ein Gegner der Sklaverei; anders als in «Inglourious Basterds» wird hier dem realen Schrecken viel Platz eingeräumt. Tarantino hat sogar gesagt, dass «Django Unchained» der zweite Teil in der Holocaust-Trilogie sei – wir erwarten also mit Spannung einen Film über die Ausrottung der Native Americans.

Hommage an Corbucci

Und hier zeigt sich eben auch trotz allem, dass Tarantino bei allem Pulp eben doch ein eminent politischer Regisseur ist – und damit steht er in der besten Tradition des Italowesterns, und namentlich in der Tradition von Sergio Corbucci, dem Regisseur des ersten Django-Films und von «Il grande silenzio». Das waren nämlich Filme, die den Rassismus – und zwar wohl spezifisch die Kluft zwischen Nord- und Süditalien – ganz offen thematisiert haben. Allerdings natürlich verlegt ins Grenzgebiet zwischen USA und Mexiko – dies einerseits aus pragmatischen Gründen, da die Filme meist in Spanien gedreht wurden. Andererseits konnte so eben der inneritalienische Rassismus thematisiert werden, ohne irgendjemanden vor den Kopf zu stossen.

Tarantino muss hier nicht um den heissen Brei herumreden. «Django Unchained» ist ein Film über die Sklaverei, mit viel Musik, Morricone, Bacalov, Soul und Rap (zum ersten Mal zusammen erscheinen James Brown und Tupac Shakur – postum notabene), ein Märchen auch (inspiriert von Wagners Nibelungen), und natürlich vor allem einfach hammerharte Unterhaltung. Und ja, natürlich eine weitere Ode an die Intertextualität. Der Name Broomhilda erinnert gar an die gleichnamige Comic-Hexe. Oder ist das nur Tarantinos Art, Brunhilde zu schreiben?

«Django Unchained».  USA 2012.  Regie: Quentin Tarantino. Mit  Jamie Foxx, Kerry Washington, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio, Don Johnson, Samuel L. Jackson, Franco Nero, Quentin Tarantino u.a.  Deutschschweizer Kinostart: 17.1.2013.

 

 

 

 


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