Eine ungewöhnliche Liebe – Benjamin Renners «Ernest & Célestine»
Der Bär Ernest ist ein echter Loser. Als Strassenmusiker ist er in der Gesellschaft der Bären nicht gut angesehen; so bleibt er hungrig und wird von der Polizei aufgegriffen. Im Untergrund leben die Mäuse, die dort ihre eigene Gesellschaft kreiert haben. Besonders wichtig sind die Zähne, die sie brauchen, um ihre hohen zivilisatorischen Errungenschaften aufrecht zu erhalten. Die kleine Clémentine muss deshalb wie alle Jungmäuse bei den Bären auf die Suche nach brauchbaren Zähnen gehen. Doch Clémentine widmet sich lieber der Kunst…
In «Ernest & Clémentine» erzählt Drehbuchautor Daniel Pennac nach den Bilderbüchern von Gabrielle Vincent eine Geschichte aus der Zeit des Kalten Krieges, die aber immer noch hochaktuell ist: die unterirdische Gesellschaft der Mäuse ist kollektivistisch-kommunistisch organisiert; Clémentine kennt denn auch ihre Eltern nicht und lebt in der Obhut einer Heimleiterin zusammen mit zahlreichen anderen Kindern. Die Gesellschaft der Bären hingegen ist strikt kapitalistisch ausgerichtet. Sowohl Clémentine als auch Ernest passen nicht in ihre Gesellschaft – und immer mehr wird klar, dass es sich beim Mäusekommunismus und beim Bärenkapitalismus nur um zwei Spielarten derselben Unterdrückung des menschlichen, pardon, des tierischen Geistes handelt. Doch «Ernest & Clémentine» ist natürlich nicht nur ein politischer Film, sondern vielmehr noch eine rührende Liebesgeschichte zwischen Bär und Maus.
Kurz und gut: ein absolut sehenswerter Animationsfilm für Gross und Klein, für Jung und Alt. Und gerade der etwas angestaubte Charme aus der Zeit des Kalten Krieges trägt dabei zum Erfolg des Films bei.
«Ernest & Célestine» Frankreich 2013. Regie: Benjamin Renner, Vincent Patar, Stéphane Aubier. Mit den Stimmen von Lambert Wilson, Dominique Maurin, Pauline Brunner, Anne-Marie Loop u.a. Deutschschweizer Kinostart: 19.9.2013
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