Ben Harper & the Innocent Criminals begeisterten an der Baloise Session

Das RAD. Trio featuring Candy Dulfer sowie Ben Harper & The Innocent Criminals heizten der Baloise Session ein. Harpers Perkussionist fackelte die Halle kurzerhand ab.

Ben Harper, ganz in seinem Element (zVg)

Wer an diesem 26.10 wegen Jimmy «You can get it if you really want» Cliff an die Baloise Session gepilgert war, erlebte eine böse Überraschung. Nach einem Unfall musste der Reggae-Altmeister alle Konzerte absagen. Also organisierte die Baloise Session kurzerhand die Musikerinnen Rose Ann «RAD.» Dimalanta (samt Band) und Candy Dulfer.

Zu frühe Mitmach-Spielchen

Die in Prince’ New Power Generation bekannt gewordenen Ladys sorgten, verstärkt von Bassist Raymond McKinley und Schlagzeuger Massimo Buonanno, für einen feurig verjazzten Anfang. Nach all diesen Jahren einen McCartney-Klassiker wie «Blackbird» gänzlich neu zu hören, tröstete über die von RAD. vielleicht etwas gar früh angesetzten Publikums-Mitsing-Spielchen hinweg, bei denen immerhin RAD.s Stimme sogar noch besser zur Geltung kam.

Ben Harpers Perkussionist in blendender Laune

Und dann kamen Ben Harper & the Innocent Criminals auf die Bühne. Von Sekunde 1 an sorgten Harper, Perkussionist Leon Mobley, Bassist Juan Nelson, Schlagzeuger Oliver Charles und Gitarrist Jason Mozersky für einen Abend der Extraklasse. Perkussionist Mobley war in blendender, ansteckender Laune. Nicht nur das Publikum, auch Harper warf den einen oder anderen erstaunten Blick zu Mobley. Kein Wunder, denn was der ablieferte, kann man gar nicht mehr in Worte fassen.

Atemberaubende Soli

Wenn an einem Harper-Konzert der Roadie mit Klappstuhl und Slidegitarre kommt, weiss man, was es geschlagen hat. So auch an diesem Abend, als Harper bei «Forgiven» zum Solo ansetzte. Ebenfalls sprachlos machte Nelsons Teufelsbasslauf («Keep It Together (So I Can Fall Apart)»). Dieser Titel steht fürs Markenzeichen von BHIC: stupende Virtuosität, die sich aber nie in Soli verliert, sondern in der ein Instrument das andere anstachelt und noch besser aussehen lässt.

Der Höhepunkt des Abends

Plötzlich nimmt sich Harper selbst aus dem Spiel und wird zum staunenden, mit dem Kopf mitwippenden Zuhörer – um Mozersky den Vortritt zu lassen. Es folgt ein Solo, dass sich durch alle Nervenbahnen brennt. Zu Harpers lakonischem «How dark is gone» kam es zum besoffen machenden Höhepunkt des Abends. Mobley spielte sich auf seinen Bongos ganz allmählich in eine Trance, die den Saal bis auf die Grundmauern abfackelte. Verstärkt wurde er dabei vom Schlagzeuger, der seine Drums links liegen liess und ebenfalls auf Bongos umstieg, und von Ben Harper an den spärlich eingesetzten Rasseln.

Ungekünstelte Demut

Seltsamerweise nutzten viele Leute die erste längere Pause, um sich von Acker zu machen. Selber schuld, denn wer die Zugabe verpasste, verzichtete auf Ben Harper, ganz allein auf der Bühne mit seinen Slide-Gitarren. Wie er zwischen den Stücken seine brandneue, exklusiv für ihn gebaute Gitarre anhimmelte und dem New Yorker Gitarrenbauer ein Kränzchen windete, gehört zu den berührendsten Momenten des Abends. Es ist die ungekünstelte Demut eines Musikers, der auch nach Jahrzehnten noch eine fast kindliche Liebe zu seinem Handwerk und zu seinen Handwerkzeugen hat.

Leidenschaftlicher Abend reisst mit

Ben Harper & The Innocent Criminals spielten viele ihrer grössten Hits und lieferten einen hinreissenden, leidenschaftlichen Abend ab. Einziger (winziger) Wermutstropfen: dass Ben Harper in dieser Besetzung fast nichts von seinem aktuellen Album mit Blues-Legende Charlie Musselwhite spielte.


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