Juno in Norwegen, aber ganz anders – Yngvild Sve Flikkes «Ninjababy»

Rakel will kein Kind, doch offenbar ist sie sehr fruchtbar und trotz Verhütung schwanger. Ein witziger Spielfilm, der auf der Graphic Novel von Inga Sætre, die hier die animierten Teile beigesteuert hat, basiert. Das norwegische Gegenstück zu «Die fruchtbaren Jahre sind vorbei» – aber umgekehrt!

Rakel ist noch jung, die Arbeitswelt und eine ganz «normale» bürgerliche Existenz noch weit weg. Ihre Berufswünsche: Comiczeichnerin, Astronautin oder vielleicht Försterin. Trinken, rauchen und Festen hat einen speziellen Platz in ihrem Leben. Eine Schwangerschaft passt dabei sicherlich nicht ins Konzept der jungen Frau. Doch da ist er, der Schwangerschaftstest – «one diddle that can’t be undone», um aus «Juno» zu zitieren. Wer ist der Vater? Ist es der Judolehrer, der so angenehm riecht? Trotz Verhütung? Doch da hat Rakel einen schrecklichen Verdacht. Schliesslich war sie auch mir einem gewissen Pikk-Jesus (Pimmel-Jesus) im Bett…

Schwanger, was nun? (Bild: zVg)

Yngvild Sve Flikkes Film ist eine stark umgesetzte, witzige Comicverfilmung über eine junge Frau, die mit ihrer Schwangerschaft hadert – und auf verschiedenen Ebenen eine Art Gegenentwurf zu Jason Reitmans «Juno».

Die Schwangerschaft kann hier nämlich gar nicht abgebrochen werden, die Option Abtreibung entfällt so ganz von alleine. Und anders als in «Die fruchtbaren Jahre sind vorbei» will hier gar niemand schwanger werden. Sicherlich: punkto Alter gibt es hier Unterschiede, schliesslich ist Juno noch Schülerin, und in Natascha Bellers Deutschschweizer Komödie sind es Frauen, die noch schwanger werden «müssen», da die biologische Uhr tickt.

Aber müssen sie das wirklich? Keiner der drei Filme stellt den Kinderwunsch an sich so infrage wie dieses norwegische Bijou, das gekonnt und witzig den Realfilm mit z. T. integrierten Trickfilm-Elementen durchsetzt (animiert natürlich von der Autorin der Vorlage) – vor allem natürlich dem witzigen Ninjababy selbst – so stellt sich Rakel ihr noch ungeborenes Kind vor.

Ein Ninja-Wesen, quasi ein Eindringling. Ninjas sind auf diesem Gebiet ja bekanntlicherweise Experten – das ist spätestens seit den einschlägigen Golan-Globus-Filmen allgemein bekannt. Und jüngere Semester kennen wohl vor allem die Lego-Figuren (Ninjago).

Wie dem auch sei: Der norwegische Film wurde völlig zu Recht in Berlin ausgezeichnet, ausserdem erhielt er den Europäischen Filmpreis und in Norwegen den Norwegischen Filmpreis. Absolut sehenswert und witzig – und dann doch noch zum Denken anregend, in der besten skandinavischen Tradition von «Fucking Åmål», «Nord» und «Turn Me On, Dammit!» .

«Ninjababy», USA 2021. Regie: Yngvild Sve Flikke . Mit Kristine Thorp, Arthur Berning, Nader Khademi, Tora Christine Dietrichson u. a. Deutschschweizer Kinostart am 3. Februar 2022.


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