Invasion der Geeks – Andrew Bujalskis «Computer Chess»

Spielt der Computer Schach? – Das tut er, und in einem kleinen Provinzhotel treffen sich die Meister (und eine Meisterin) ihres Fachs in den 80er Jahren, um ihre schachspielenden Computer zu testen. Und am Schluss soll es gar zum traditionellen Wettkampf zwischen Mensch und Maschine kommen. Doch bis es soweit ist, stehen noch ganz andere Probleme im Zentrum: Michael Papageorge, der Renegat unter den Programmierern, hat kein Hotelzimmer (ob die Concierge unter g suchen sollte?) und versucht, bei der einzigen Programmiererin unterzukommen. Doch Shelly Flintic (Robin Schwartz) muss absagen – schliesslich ist der Computer ihres Teams ebenfalls in ihrem Zimmer domiziliert. Der junge Peter Bishton (Patrick Riester) wiederum ist hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu Professor Beuscher (Wiley Wiggins) und seiner Zuneigung zu Shelly – die sich aber vorerst nur in gemeinsamen nächtlichen Probeläufen äussert.

Mensch trifft Maschine. (Bild: zVg)

Mensch trifft Maschine. (Bild: zVg)

Der 1977 in Boston geborene Andrew Bujalski legt mit «Computer Chess» ein historisches Drama der etwas anderen Art vor – gefilmt mit historischen Kameras in Schwarzweiss, selbst typografisch eine Reise in die Vergangenheit, die es in sich hat. Künstliche Intelligenz ist dabei natürlich ein hochaktuelles Thema – zuletzt u.a. von Spike Jonze in seinem letzten Film «Her» verhandelt. Und da ja es ja immer noch Menschen sind, die die Filme machen, spielt sowohl bei Jonze als auch Bujalski die Liebe (oder die Suche nach derselben) eine herausragende Rolle. Nicht nur der Renegat Papageorge, sondern auch der junge Bishton interessieren sich wohl letztlich noch mehr für das Zusammensein mit anderen Menschen – vor allem natürlich mit Shelly. Ein glücklicher Zufall also vielleicht, dass ein afrikanischer Guru und seine Jünger_innen in ebendiesem Hotel logieren. So kann Bujalski auch den Gegensatz zwischen Mensch und Maschine noch stärker herausarbeiten: der Mensch kann sich noch so sehr in die künstliche Intelligenz und in die Forschung vertiefen, am Schluss bleibt er aber doch – ein besonders begabtes, ausserordentlich sprachfähiges Tier. Wenn Papageorge sich eine mysteriöse junge Dame anlacht, winkt Lady Luck – ein freies Hotelzimmer ist gefunden. Scheinbar. Denn in diesem Zimmer wohnen bereits andere Wesen…und gegen Allergien ist selbst ein Informatiker nicht gefeit. Schon bald ist Papageorge wieder zuhause – bei seiner Mutter. Er heisst zwar Papageorge, noch ist er aber in erster Linie Sohn. Bishton lernt unterdessen die mysteriöse Dame kennen…

«Computer Chess» ist ein starker vierter Langspielfilm von Andrew Bujalski, der bei Chantal Akerman studiert hat und zum Mumblecore-Movement gezählt wird – ja, er wird gar als Godfather of Mumblecore bezeichnet; hat also den US-amerikanischen Indiefilm à la «Frances Ha» massgeblich mitgeprägt.

«Computer Chess» USA 2013 . Regie: Cedric Klapisch. Mit Patrick Riester, Myles Paige, James Curry, Robin Schwartz, Wiley Wiggins u.a. Premiere im Stadtkino Basel am 16.10.2014; Spielzeiten unter www.stadtkinobasel.ch


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