Das ganz normale Weihnachtschaos – «The Messiah» im Englischen Seminar
Passend zur Vorweihnachtszeit führt die Basler Theatergruppe Upstart Entertainment «The Messiah» nach Vorlage des Comedyduos National Theatre of Brent auf. «Zeitnah» berichtet von der Premiere.

Am Ende kommt doch noch alles gut: «The Messiah» ist eine wundervoll anarchische Version der Weihnachtsgeschichte. zVg
Von Daniel Lüthi
Die Geschichte der Weihnachtskrippe, mit Maria und Josef, mit Esel und Ochse, mit der Geburt des Heilands und dem Besuch der Drei Könige, ist ein Klassiker der Vorweihnachtszeit. Man kennt die Figuren, den Ablauf, und so manche der zahllosen Aufführungen durch die Jahre gerät zur Routine, die man eher wegen der heimeligen Atmosphäre als zur Unterhaltung besucht. Das National Theatre of Brent, ein stets von zwei Schauspielern verkörperter Comedy-Act, hat passenderweise im Jahr 2000 «The Messiah», eine eigene Version der Geschichte um die Geburt Jesu uraufgeführt. Gestern war die Premiere der Umsetzung der englischsprachigen, in Basel basierten Theatergruppe Upstart Entertainment im Englischen Seminar der Universität Basel – und der Abend hätte wohl kaum hektischer, aber auch kaum unterhaltsamer sein können.
Die Schauspieler Desmond Olivier Dingle (Jorian Pawlowsky) und Raymond Box (Josh Malik) begrüssen das Publikum und künden an, die Nativity scene – die Weihnachtsgeschichte – aufzuführen. Sofort stürzen sie sich in verschiedenste Figuren, fallen aber immer wieder in ihre Rollen als Schauspieler zurück, korrigieren oder unterbrechen einander, geraten teils sogar in Streit. Und die Sängerin Mrs. Flowers (Susan Brownfield), welche sich bald dazugesellt, stimmt ihre musikalischen Einlagen stets zu früh oder unpassend inmitten einer anderen Szene an. Der ganze Abend droht auseinanderzufallen, Desmond stürmt einmal gar von der Bühne und muss vom Publikum vehement zurückapplaudiert werden, aber irgendwie, mit Stossen und Schieben, mit raschen Wechseln und Improvisationen, finden Josef und Maria doch noch den Weg in den Stall und kommt das Jesuskind doch noch zur Welt.
Wer eine klassische Weihnachtsgeschichte erwartet, wird hier enttäuscht. Alle anderen – gute Englischkenntnisse vorausgesetzt – werden von «The Messiah» unter der Regie von Andrew Fernandes blendend unterhalten oder sich an der fast schon hyperaktiven Umsetzung zumindest nicht sattsehen können. Schnelle Wortspiele, Slapstickeinlagen und noch schnellere Verkleidungen und Umkleidungen sorgen dafür, dass das Stück, obwohl für Erwachsene angepriesen, durchaus auch für Kinder sehenswert und witzig ist. Spätestens, wenn der Erzengel Gabriel mit einem beschwingten «Wooosh» über die Bühne flattert, um mit einer ehernen Stimme und weiteren «Woooshs» Maria die frohe Botschaft zu verkünden, springt ein vorweihnachtlicher Funke über, der das Publikum auch noch auf dem Nachhauseweg zum Schmunzeln bringt. Bei nur drei weiteren Aufführungen bis zu den Festtagen gilt es, rasch zuzugreifen – es lohnt sich!
«The Messiah» von Upstart Entertainment im Englischen Seminar, Nadelberg 6
Weitere Aufführungen am 13., 17. und 19. Dezember (Aufführung vom 16. Dezember findet nicht statt)
Beginn: 20 Uhr, Türöffnung um 19 Uhr
Preis: CHF 29.- regulär, 19.- Studenten/AHV/IV
Tickets erhältlich auf ticketino.ch
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