Exit Through the Tourist Shop? – Daan Veldhuizens «Banana Pancakes and the Lonely Planet»
Daan Veldhuizens Film wagt einen Blick in die Welt von Einheimischen und Backpacker-Touris in Muang Ngoi, einem abgelegenen Dorf in Laos. Zielpublikum sind dabei wohl die Backpacker selbst. Dies legt zumindest der deutsche Titel nahe.
Muang Ngoi ist ein kleines Dorf in Laos, umgeben von atemberaubend schönen Landschaften. Langsam entdecken aber die Touristinnen und Touristen – Backpacker, die Lonely-Planet-Bücher lesen – den abgelegenen Ort. Das Dorf verwandelt sich so unter dem Einfluss der Besucherinnen aus dem Westen.
Wer einen Unterhaltungsfilm sehen will, sitzt in «Banana Pancakes and the Children of Sticky Rice» natürlich im falschen Film. Es passiert vor allem – nichts. Wie im wirklichen Leben eben. Nichts ist allerdings wohl das falsche Wirt, denn die Gespräche der Backpacker untereinander, die Interaktion mit den Einheimischen, schliesslich sogar die Weisung an angehende Mönche, sie sollen artig für die Besucher/innen posieren – das lässt tief blicken in die Dynamik, die sich hier entwickelt. Die jungen einheimischen Männer (sofern sie nicht Mönche sind) träumen dabei von einer Beziehung mit einer Frau aus anderen Ländern, aus weniger ländlichen Gebieten. Sie fahren Motorrad und hören harte Rockmusik.
Der Originaltitel des Films lautet übrigens «Banana Pancakes and the Children of Sticky Rice». Dazu ist auf Facebook zu lesen: «(…) the German (and Swiss) distributor decided to change the name to market the doc more directly to backpackers.» Das wollen wir also Trigon (dem CH-Verleih) nicht verübeln, auch wenn sich der Originaltitel ja doch direkter auf kulinarische Spezialitäten aus der Region (oder gar mythologische Versatzstücke) bezieht. Aber immerhin gibt der Titel des deutschen Verleihs zu, dass es sich eben im Grunde genommen nicht um einen Film aus Laos handelt, sondern vielmehr um einen Film über Laos – auch wenn es sich tatsächlich um eine Koproduktion zwischen den Niederlanden und Laos handelt. Aber die Filmemacher stammen ja wohl alle aus dem Westen; allen voran natürlich der Regisseur Daan Veldhuizen sowie Ko-Autorin Tamara Vuurmans. Eine andere Frage ist auch, inwiefern der Film wirklich dokumentarischer Natur ist. Dies ist aber natürlich eine Frage, die sich wohl bei jeden Dokumentarfilm stellen lässt. Sicherlich nicht dokumentarisch ist der mythologische Exkurs, mit dem der Film gleich beginnt (und der wohl auch auf den Titel bzw. den Originaltitel verweist). Jeder Film ist eben ein Film, also Manipulation, egal ob (vermeintlich) dokumentarisch oder nicht. Was wir aber sicher wissen: der Originaltitel des Films lautet «Banana Pancakes and the Children of Sticky Rice» – wenigstens hier ist noch klar, was authentisch ist. Ein kleiner Trost in diesen unübersichtlichen Zeiten…
«Banana Pancakes and the Children of Sticky Rice». Niederlande/Laos 2015. Regie: Daan Veldhuizen. Dokumentarfilm, mit Einheimischen aus Muang Ngoi und Touristen. Deutschschweizer Kinostart am 16. November 2017.
- Held und Antiheld – ein Rückblick auf Mike Mignolas «Hellboy»
- Action und Horror während der Reagan-Ära – Dan Bushs «The Vault»