Industriecharme und gute Laune: Eine Vorschau auf das Rock-Musical «RENT»

Von Daniel Lüthi

Das Rock-Musical «RENT» läuft vom 11. bis zum 29. September 2013 in der Querfeldhalle in Basel. «Zeitnah» berichtet von einer der Hauptproben.

Noch ist die Bühne nicht ganz fertig: Regisseurin und Schauspieler bei der Probe. zVg

Noch ist die Bühne nicht ganz fertig: Regisseurin Krista Jaquet (vorne) und Schauspieler bei der Probe. zVg

Das Restaurant eo ipso in der Dornacherstrasse ist an diesem Sonntagabend ungewöhnlich ruhig, doch von weiter hinten im Gundeldinger Feld hört man zahlreiche Stimmen. Die Querfeldhalle ist offen, die Bar besetzt. Momentan ist es ruhig bei den Hauptproben zu «RENT», das in einer Woche Premiere feiern wird. Einer der Hauptdarsteller, Julian David, den ich schon von «La Cage aux Folles» im Zürcher Bernhard-Theater kenne, begrüsst mich kurz, bevor er gleich wieder auf die Bühne zu den anderen Schauspielern springt. Seit zehn Uhr morgens sind sie alle am Proben, doch auch um 7 Uhr abends sind keine Zeichen von Ermüdung zu sehen. Dies liegt nicht zuletzt an der Energie des Musicals, die bereits in den einzelnen Szenen deutlich zu spüren ist. 2011 erstmals in der Querfeldhalle aufgeführt war «RENT» ein solcher Erfolg, dass nun, zwei Jahre später, eine neue Inszenierung ansteht. Und die Vorbereitungen sind vielversprechend.

«RENT» dreht sich um die New Yorker Freunde Mark, Roger, Tom und Angel und ihre Anstrengungen, die Miete für ihr Zuhause zu bezahlen, um nicht auf der Strasse zu landen. Das Armenviertel, in dem sie leben, droht abgerissen und in ein modernes «Cyber Studio» verwandelt zu werden, was sie natürlich mit allen Mitteln zu verhindern versuchen. Wie in Puccinis Oper «La Bohème» (auf dem «RENT» basiert) stehen soziale Missstände und Krankheit im Mittelpunkt, doch was im 19. Jahrhundert Tuberkulose war, ist im späten 20. Jahrhundert AIDS. «RENT» setzte sich mit dem in den 1990ern noch immer unbequemen Thema HIV und AIDS auseinander und hat auch heute nichts von seiner Dringlichkeit verloren.

Trotzdem herrscht auf der Bühne momentan gute Laune. Die Schauspieler lachen und albern herum, bis jemand zur Ruhe gemahnt. Die Anweisungen von Regisseurin Krista Jaquet sind knapp und präzise. Mehrmals wird die geprobte Szene wiederholt, bis Gesang, Timing und Schauspieler gut harmonieren. Noch ist es nicht ganz perfekt, tönt aber auch eine Woche vor der Premiere beeindruckend. Im Gegensatz zu der 2005 erschienenen Verfilmung von «RENT» wird im Musical bis auf wenige Zeilen alles gesungen – nicht nur die Songs, sondern auch die Dialoge.

Die Querfeldhalle im Gundeli sorgt für eine industrielle Atmosphäre im Studio. zVg

Die Querfeldhalle im Gundeli sorgt für eine industrielle Atmosphäre im Studio. zVg

Der industrielle Charme der Querfeldhalle im Gundeli tut sein Übriges, um uns ins New York der 1990er-Jahre zu transportieren. Bühne und Ausstattung werden daher bewusst schlicht gehalten, ein paar Holzbänke und Hocker dienen je nach Szene als Tische, Stühle oder auch mal als Interieur einer U-Bahn. Eine Videowand zur Hintergrundprojektion, der Rest ist in Schwarz gehüllt. Der Fokus liegt klar auf den Schauspielern und ihren Stimmen, was auch durch die Form der Bühne unterstrichen wird: Wie beim Shakespeareschen Globe Theatre reicht die Bühnenplattform als thrust stage bis weit ins Publikum hinaus, so dass die Darsteller auf drei Seiten Zuschauer haben. Mit teils über 30 Personen gleichzeitig auf der Bühne braucht man Platz, wo es nur geht.

Deshalb beschränkt sich «RENT» nicht auf diese eine Plattform. Karolina Kowalska, die u.a. im Chor mitsingt, zeigt auf den Barbereich im hinteren Teil der Querfeldhalle und verrät mir, dass in wichtigen Songs des Musicals auch auf der Theke gesungen werden wird, um quasi einen Dolby-Surround-Effekt zu erreichen. Kurzerhand unterbricht man das Proben und stellt sich für die erste grosse Eröffnungsszene auf. Mitglieder des Chors springen auf die Bar, die Hauptdarsteller beginnen auf der Bühne mit dem titelgebenden Song «Rent». Der Chor singt immer lauter mit, springt zwischen den leeren Zuschauerreihen hin und her, von allen Seiten dringt das Crescendo des «How we gonna pay …» auf mich ein. Als das letzte Echo des Refrains in den Höhen der Querfeldhalle verklingt, habe ich immer noch Gänsehaut.

«RENT» hat auch im Jahr 2013 das Potential zu einem Hit. Mit eindrücklichem Gesang und Schauspiel strahlt das Musical bereits vorab eine Energie aus, die bei vollem Publikum bestimmt noch ansteckender wirken wird. Und vielleicht kommt bei gleichem Erfolg in zwei Jahren ja bereits die nächste Produktion.

«RENT» von Parterre Basel und Happyville Productions
Aufführungen am 11., 12., 15., 18., 19., 20., 24., 25., 28. und 29. September
Beginn jeweils um 20 Uhr, sonntags um 19 Uhr
Tickets: Erwachsene CHF 65.-, Studenten CHF 35.-
Mehr Informationen unter www.rentrockmusical.ch

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