Adams Rippe – Malgorzata Szumowskas «In the Name of – W imie»
Der Jesuit Adam (Andrzej Chira) ist einer der ganz Grossen seines Fachs: er schafft es, auch mit schwierigen Jugendlichen etwas zu erreichen. Und schwierig sind diese Jungs wirklich: Sie erzählen antisemitische Witze, trinken Bier und prügeln sich gern. Doch Adam ist nichts Menschliches fremd… und so kann es auch mal vorkommen, dass er mit ihnen zusammen ein Bier kippt. Doch Adam hat ein Problem: Er leidet an der ungelebten Sexualität. Findet er einen Weg aus dieser scheinbar aussichtslosen Lage?
Malgorzata Szumowska ist eine Regisseurin, die sich nicht scheut, auch heisse Eisen anzufassen. Das hat sie auch mit ihrem letzten Film «Elles» gezeigt, der für gewisse KinogängerInnen zu starken Tobak präsentierte. Und wie schon in «Elles» geht es auch diesmal um einen Menschen und seine Suche nach der eigenen Sexualität. In «Elles» spielt Juliette Binoche eine frustrierte Ehefrau. Die bürgerliche Ehe als Lustkiller? In «W imie» ist es die katholische Kirche, welche die Sexualität des Priesters explizit verbietet. Doch dieser Adam, dieser erste Mensch, fühlt sich gar nicht zum anderen Geschlecht hingezogen. Er interessiert sich für Männer – und dies ist aus Sicht der katholischen Kirche gleich eine doppelte Sünde, einerseits gegen das Zölibat (an dem auch Franziskus wohl nicht rütteln will), andererseits wohl gegen die menschliche Natur selbst. Szumowska kritisiert aber nicht einfach das Zölibat an sich, sondern vielmehr die problematische und wohl auch immer wieder erwiesene Tatsache, dass das Zölibat eben gerade auch homosexuelle Männer anzieht. Szumowska verurteilt ihren Adam aber nie: Er ist ganz klar Opfer von fragwürdigen Institutionen. Sein Wunsch, die eigene Sexualität zu betäuben, ist ehrlich. Dass ihm das aber nicht gelingt, ist nicht sein eigener Fehler, denn die meisten Menschen kommen gegen ihre eigene Natur nicht an. In konservativen Kreisen – egal ob in der katholischen Kirche, bei den Five Percenters oder den Evangelikalen – wird immer wieder behauptet, schwul sein sei ein Entscheid gegen die eigene Natur. In Wirklichkeit ist es genau umgekehrt: Menschen, die versuchen, gegen ihre eigene – wie auch immer geartete – Sexualität anzukämpfen, kämpfen eben wirklich gegen ihre eigene Natur.
«W imie…» Polen 2013. Regie: Malgorzata Szumowska. Mit Andrzej Chyra, Mateusz Kosciukiewicz, Maja Ostaszewsa, Lukasz Simlat, Tomasz Schuchardt u.a. Deutschschweizer Kinostart: 2.1.2014.
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