We Didn’t Cross the Border – Stephanie Barbeys und Luc Peters «Broken Land»

Im neuen Dokumentarfilm von Barbey und Peters zeigen sich die Gräben in der US-amerikanischen Gesellschaft, die nicht zuletzt auch diejenigen in Europa reflektieren.

«Broken Land» porträtiert Menschen im Grenzgebiet zwischen Mexiko und den USA. Dabei handelt es sich ausschliesslich um US-AmerikanerInnen: die einen sind den Illegalen freundlich gesinnt, einige sind eher neutral, kritisieren aber das jetzige Grenzregime, andere wiederum offen feindselig. Bei den Auseinandersetzungen zwischen Einheimischen und Illegalen kann es dabei schon auch mal zu einem Todesfall kommen – was die einen beklagen, ist für die anderen wohl Beweis ihres sinnvollen Tuns. «Good fences make good neighbors», so zitieren die einen Robert Frost (siehe aber unten; externer Link), während die anderen versuchen, den Latinos bei ihrer gefährlichen Einreise zu helfen. «We didn’t cross the border, the border crossed us», so ein Slogan der Mexican Americans. Und tatsächlich ist es ja so, dass dort schon lange Latinos und Indigene waren, lange vor der Kolonisierung durch die Anglos. Gerade auch diese Geschichte legt nahe, dass ein weniger rigides Regime auch im Sinne einer historischen Widergutmachung wäre. Aber gerade weil die Meinungen über eine sinnvolle Immigration so weit auseinandergehen wird sich wohl nichts ändern: wahrscheinlich sind ganz geschlossene Grenzen so oder so illusorisch, und ein liberaleres Regime wollen konservative Kräfte um jeden Preis verhindern – und dazu gehören offenbar auch zahlreiche Einheimische in den Grenzgebieten.

Nicht ale US-AmerikanerInnen bekämpfen die Illegalen. (Bild: zVg)

Nicht ale US-AmerikanerInnen bekämpfen die Illegalen. (Bild: zVg)

Im Grunde genommen geht es hier – wie beim Attentat auf Charlie Hebdo und den koscheren Supermarkt – um einen Konflikt zwischen Menschen mit mehrheitlich europäischen Wurzeln (sog. Weisse) und allen anderen – manchmal «people of color» genannt. Die meisten Menschen in «Broken Land» wollen sich auch mit Waffengewalt vor den Mexikanern schützen – tatsächlich hätten die USA grosse Teile Mexikos (also noch weitere Teile) inkorporieren können, das wurde nur deshalb nicht gemacht, weil die Entscheidungsträger die USA als weisses Land bewahren wollten. Wie gefährlich es aber auch für den weissen Westen sein kann, diese Antagonismen nicht abzubauen, haben die Anschläge in Paris gezeigt. Und immerhin: Manuel Valls spricht von einer «territorialen, sozialen und ethnischen Apartheid in Frankreich»; er hat also das Problem erkannt. Wenn es den westlichen Gesellschaft nicht gelingt, diese apartheidähnlichen Strukturen auszumerzen, dann kommt es zweifellos zu einem bösen Erwachen. Und da helfen die (falsch zitierten, siehe unten) guten Zäune dann auch nichts mehr…

«Broken Land». CH 2014. Regie: Stéphanie Barbey und Luc Peters. Dokumentarfilm. Deutschschweizer Kinostart: 29.1.2015.

Externer Link: http://www.theatlantic.com/entertainment/archive/2010/05/sarah-palin-misinterprets-robert-frost/57248/


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