Looking for Kevin – Jay und Mark Duplass‘ «Jeff, Who Lives at Home» (DVD)

Die Brüder Jay und Mark Duplass («Cyrus», «Baghead») legen mit «Jeff, Who Lives at Home» eine anrührende und unterhaltsame Komödie vor, die wie aus dem Leben gegriffen wirkt, aber auch mit poetischen Zwischentönen glänzt.

Der 30-jährige Jeff (Jason Segel) lebt noch zuhause bei Mutter Sharon (Susan Sarandon), wo er seine Tage im Keller rauchend und fernsehschauend verbringt. Da ruft ihn jemand an und sucht Kevin. Aber wer ist Kevin? Für Jeff beginnt eine Suche nach Kevin und nach dem Sinn des Lebens selbst. Bruder Pat (Ed Helms) und Mutter Sharon (Susan Sarandon) suchen in der Zwischenzeit eher nach einem anderen Sinn, und zwar Sinn in einer Beziehung bzw. die Beziehung selbst. In der Ehe des verheirateten Pat kriselt es nämlich; und Sharon war schon lange nicht mehr mit einem Mann zusammen…

Jeff und sein Bruder Pat - hier treffen sich Bong und Business. (Bild: zVg)

Jeff und sein Bruder Pat – hier treffen sich Bong und Business. (Bild: zVg)

Jay und Mark Duplass stammen aus der Mumblecore-Bewegung: dabei handelt es sich um Indie-Filme, in denen viel gemurmelt wird; also um unabhängige Filme, die so weit weg von Hollywood  angesiedelt sind wie nur möglich. «Jeff, Who Lives at Home» ist nun aber sowohl dramaturgisch als auch vom Einsatz der Musik her durchaus konventionell zu nennen, zumindest verglichen mit «Baghead» – was nicht heisst, dass der Film nicht zu überzeugen vermag. Wie schon in «Cyrus» erzählen die Gebrüder Duplass gerne Geschichten aus dem Leben, von ewigen Kindern, die sich nicht von der Mama lösen wollen, von Müttern, die ihr Leben lang früheren Männern nachtrauern und von verkorksten Beziehungen. Dass Jeff dabei gerade nach einem Kevin sucht, ist bezeichnend: Patrick und Kevin sind beides anglisierte irische Namen. Vorsicht ist aber geboten – schliesslich ist ja Kevin, wie auch eine der Figuren (auch ein Kevin!) zu bedenken gibt, nicht gerade ein seltener Name – die Erfolgschancen bei einem der Suche nach einem bestimmten Kevin sind nicht gerade hervorragend.

Der spirituell veranlagte Stoner Jeff lässt sich aber davon nicht abbringen. Der allzu prosaische Bruder bewundert Jeff insgeheim. Pat ist nämlich etwa so romantisch wie ein Stück Brot. Deshalb kann er seine Ehe auch nur dann retten, wenn er sich doch eine Scheibe Spiritualität bei Jeff abschneidet. Jay und Mark Duplass legen mit «Jeff, Who Lives at Home» einen kleinen Film vor, der aber doch kunstvoll komponiert hat und uns ermutigt, auch unseren Kevin zu suchen. Denn wir alle brauchen eine quête im Leben – nicht nur die, welche wie der Hauptdarsteller auch noch mit dreissig zu Hause im Keller wohnen und Mary Jane huldigen: «Jeff, Who Lives at Home» ist nämlich nicht nur Jeffs Film, sondern ebenso Sharons und Pats Film. Und auch Pats Frau Linda (Judy Greer) kommt nicht zu kurz.

«Jeff, who lives at home».  USA 2011. Regie: Jay und Mark Duplass. Mit Jason Segel, Ed Helms, Susan Sarandon, Judy Greer, Rae Dawn Chong, Evan Ross u.a. DVD bereits erschienen.


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