Friedlicher Kampf gegen die Staatsgewalt – Abraham/Adra/Ballal/Szors «No Other Land»
Das Neue Kino Basel zeigt in Zusammenarbeit mit Palästina-Solidarität und im Rahmen der Initiative Let’s Doc! einen sehr interessanten Dokumentarfilm, zusammengestellt von einem palästinensisch-israelischen Kollektiv. Weitere Filme aus und über Israel und Palästina zeigt das Stadtkino Basel als Teil der Initiative Let’s Doc!
Schon Basel Adras Vater war ein Aktivist, der sich gegen die Vertreibung gewehrt hat. In «No Other Land» zeigt ein palästinensisch-israelisches Kollektiv, wie der friedliche Kampf gegen die Verdrängung durch die israelische Staatsgewalt aussieht.
Oft wird das Leid auf beiden Seiten gerne verdrängt, oder zumindest das auf der einen Seite, je nach Sympathien. Die einen behaupten: Es gibt gar keine Palästinenser, die anderen sagen: Juden sind gar keine echten Semiten, sie gehören nicht in den Nahen Osten. Wieder andere sagen: Die europäischen Juden sollen doch mit europäischer Hilfe zurück nach Europa.
Alle diese Vorstellungen sind unrealistisch und falsch; sie verkennen auch, dass ein Volk eben ein Volk ist, jedes Volk empfindet sich selber als authentisch. Den Staat Israel gibt es nun schon viele Jahre. Vorher war Palästina/Israel britisch, und vor den Briten waren die Osmanen dort. «Wer hats erfunden?» Wie der blöde Werbespruch von Ricola wirkt die einfache Sichtweise, die nur den autochthonen Einwohnern das Recht geben will, an einem bestimmten Ort zu leben.
Wer war zuerst dort? Die einen sagen: die Juden. Die palästinensischen Familien in Palästina und Israel sehen dies verständlicherweise etwas anders. Rechtsgerichtete Zionisten – auch Netanyahu stammt aus einer rechtszionistischen Familie – wollen schon lange, dass die arabische Bevölkerung einfach verschwindet. Ob dies der jetzigen Regierung gelingen wird?
«No Other Land» ist ein Reminder: Die Menschen sind dort, wo sie sind. Ein Bevölkerungsaustausch, Vertreibung, Flucht: Die einzige Lösung ist ein Staat mit gleichen Rechten für alle. Eine Zweistaatenlösung kann ein erster Schritt auf diesem Weg sein. Auch das ist nun wohl im Moment völlig unrealistisch; aber was ist noch realistisch, ausser noch mehr Leid; ausser einem Sieg Israels, ähnlich dem Sieg über die Tamilen in Sri Lanka? Aber auch dazu wird es wohl nicht kommen; das regionale Umfeld ist hier ein ganz anderes als in Sri Lanka.
Vielleicht zeigt aber «No Other Land», wie es anders sein kann: Basel und die Menschen in Masafer Yatta kämpfen nicht mit Waffengewalt, sondern friedlich gegen ihre missliche Lage. Aber – das macht der Schluss des Films auch klar – der Krieg stellt dies nun alles infrage. Wer will auf Gewalt verzichten? Es funktioniert eben nur, wenn beide Seiten auf Gewalt verzichten, sowohl die Mächtigen als auch die Machtlosen. «No Other Land» – auch die meisten Israeli haben eben kein anderes Land. Ob die Welt friedlicher wird, wenn das Machtgefälle zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd nicht mehr besteht? Die Menschen müssen lernen, in Frieden zusammenzuleben. Und: Es muss einen Ausgleich geben. Erst dann, wenn das Machtgefälle zwischen Nationen und Menschen nicht mehr so gross ist, erst dann kann es eine Versöhnung geben.
«No Other Land». Palästina/Norwegen 2024. Regie: Yuval Abraham, Basel Adra, Hamdan Ballal, Rachel Szor. Dokumentarfilm. Am 16.11.24 im Neuen Kino Basel; in Zusammenarbeit mit Palästina-Solidarität Region Basel. Weitere Aufführungen: https://letsdoc.ch/de/films/no-other-land
Ausserdem im Rahmen der Filminitiative Let’s Doc! in Basel:
Stadtkino Basel
Sa, 02.11., 14:30
So, 03.11., 16:00
Mo, 04.11., 18:30
Do, 07.11., 18:30; Mi, 13.11., 19:00
Mo, 11.11., 21:00
- Tier und Mensch – D. J. Harpers «Woodwalkers»
- Blick in den Abgrund – Halfdan Ullmann Tøndels «Armand»