Aboriginal Soul – Wayne Blairs «The Sapphires»

Dave Lovelace ist ein erfolgloser irischer Musiker, der sich in der australischen Provinz der 60er Jahre als Zeremonienmeister und Musiker durchschlägt.

Da lernt er bei einem Talentwettbewerb die drei Schwestern Gail (Deborah Mailman), Julie (Jessica Maubry) und Cynthia (Miranda Tapsell) kennen. Zusammen mit der hellhäutigen Cousine Kay (Sharie Sebbens), die von der Regierung gekidnappt und bei einer weissen Familie platziert wurde, macht sich Dave (Chris O’Dowd) mit den vier auf nach Vietnam, wo sie die amerikanischen Truppen unterhalten sollen. Zuerst muss Dave die Schwestern allerdings vom Country und Western zum Soul bringen…

«The Sapphires» ist ein Vietnamfilm der etwas anderen Art – ja, Vietnam selbst spielt dabei eigentlich nur eine Nebenrolle. Vielmehr geht es um die Selbstfindung von vier Aborigine-Frauen, um den Rassismus der australischen Regierung, um die Aufarbeitung der Vergangenheit – allerdings durchaus nicht im Sinne eines Aborigine-Nationalismus. Regisseur Wayne Blair und die Drehbuchautoren Tony Briggs und Keith Thompson sind ganz klar gemässigte, auf Ausgleich besonnene Geister. Einerseits ist es ihnen wichtig, die rassistische Politik Australiens – die auch in Philip Noyce‘ «Rabbit-Proof Fence» zur Sprache kam – scharf zu verurteilen. Das Trauma der vom Staat in ihrer Integrität verletzten Familie wiegt schwer – und es ist dabei wohl durchaus realistisch, dass die Aggressionen auf eines der eigentlichen Opfer, der hellhäutigen Kay, projiziert wird.

zVg

Soul zur Unterhaltung der Soldaten im Vietnamkrieg (Foto zVg).

Ko-Autor Tony Briggs ist der Sohn und Neffe von zwei der echten Sapphires, die den Soul nach Vietnam brachten. Im wirklichen Leben waren es allerdings Maori-Musiker, die die Schwestern zum Soul brachten – der Ire Dave ist eine erfundene Figur, der die Versöhnung zwischen Weiss und Schwarz, zwischen «Whitefella» und «Blackfella», zwischen Europäer und Aborigine dramaturgisch vereinfachen soll und dem Film wohl auch mehr Mainstream-Appeal verleihen soll. Ein schwarzer Nationalist hätte die Geschichte ganz anders erzählt – etwa als die Geschichte der schwarzen Solidarität zwischen Aborigines, Maori und Afroamerikanern. Regisseur Blair und die Koautoren Tony Briggs und Keith Thompson haben sich für eine andere, vielleicht etwas allzu versöhnliche Geschichte entschieden. Und es ist ihnen ja zu gönnen, dass sie – nach allem Leid – diese Geschichte so erzählen können.

«The Sapphires». Australien 2012. Regie: Wayne Blair. Mit Chris O’Dowd, Jessica Mauboy, Deborah Mailman, Shari Sebbens, Miranda Tapsell, Tory Kittles u.a. Deutschschweizer Kinostart: 15.8.2013.


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