Eine Schnitzeljagd durch die Gassen: Der Bildband «Made in Basel»

Von Tanja Hammel

Was haben Buenos Aires, Paris, Berlin und Basel gemeinsam? Sie sind alles Weltstädte oder Städte in denen «ab und zu die Welt zu Besuch ist», mag ein begeisterter Basler versucht antworten. Die Basler Fotografen Daniel Spehr und Kathrin Schulthess haben all diese Städte sowie deren Verhaltensmuster und Zeichensysteme inventarisiert und ihre Eindrücke in Bildbänden verewigt.

Made in Basel

Made in Basel ist ihr neuster Streich und lädt ein, Alltägliches und Aussergewöhnliches zu beobachten und so die Stadt von einer anderen Seite zu entdecken. Spielerisch und mit viel Witz und Charme präsentieren sich insbesondere die textlastigeren Bilder. In Dreierserien haben die Fotografen Autonummernschilder von deutschen Pendlern und Gästen zusammengestellt, die zum Schmunzeln einladen. Es ergeben sich Kombinationen wie «Sadam heilt Darm» oder «WLAN surf Pirat, bau mir HD TV».  Dank den bestrickten Fähren, Rheinbänkchen, Strassenschildstangen und den gestalteten Abfalleimer am Rheinufer lässt sich die Art einmal anders erleben. Im Winter vor Frost und Schnee geschützte, von liebevollen Hobbygärtnern eingepackte Sträucher und Bäume zeigen, dass Basel weit mehr zu bieten hat als Christos verhüllte Bäume (wrapped trees) von 1998. Witzige Türklingeln wie diejenige von eikones durften natürlich nicht fehlen. Vom politischen Engagement der rot-grünen Baslerinnen und Basler zeugen beispielsweise Türklingeln von Mehrfamilienhäuser die mit «Folgende Mitbürger werden zum Klassenkampf aufgerufen» besprayt sind sowie Briefkastenkleber wie «Keine BaZ (auch nicht geschenkt)» und «Dieser Briefkasten ist BaZillen frei». «Also hinein in den Warteraum der Illusionen», lädt uns eine Klebemitteilung in Schreibmaschinenschrift ein, die in einer Bildserie von verteilten Messages zu lesen ist.

Zum Reflektieren lädt auch der Text der Slam-Poetin Daniela Dill ein, die ihren Text mit folgender Strophe beendet:

Mittendrin in eine Ecke gepfercht,

zwischen Jura und Vogesen

und dem Schwarzwald auserlesen,

wo Regeln sicher lenken

und wir uns nicht verrenken;

wo Prinzipien für uns denken

und wir uns ein Lächeln schenken;

wo die Grenzen uns umfrieden

und wir Lebenspläne schmieden;

wo die Weste lupenrein und wir wissen wer zu sein –

ist mittendrin in eine Ecke gepfercht,

wo die Ordnung stets Begier

und Quartier für Quartier die Menschen sacht gruppiert sind,

da leben wir Seite an Seite im eigenen Revier.

Ansonsten spricht die teils poetische Bildsprache im Bildband, der ohne weitere Texte auskommt und ganz auf Bildunterschriften verzichtet. Das Bildlexikon zeigt hingegen allerlei: Türen, Fenster, Verkehrsschilder, Katze-Vermisst-Meldungen, Grabsteinreliefs, Velosattelbezüge, Gartenschläuche, Rheinschwimmer und vieles mehr, was Basel zu dem macht, was es ist. Betrachter werden eingeladen das Stadtbild weiter zu erkunden und mitzugestalten, denn Basel lebt und verändert sich.

Der Fotoband lädt zu einer Schnitzeljagd und Erkundungstour durch die Gassen und Strassen ein, denn wer erkennt die Strassenschilder wieder und wer will nicht wissen, wo die Space Invaders und Street Art zu bestaunen ist. Dieser Band darf in keinem Basler Wartsaal und keinem privaten Bücherregal fehlen. Wer dem Weihnachtsstress entweichen will, dem sei dieses Fotobuch schon jetzt wärmsten empfohlen.

Daniel Spehr, Kathrin Schulthess, MADE IN BASEL, 240 Seiten, ca. 1500 Farbabbildungen, broschiert, 18×18 cm, Christoph Merian Verlag, Basel, 2013, 25 Fr.


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