Generation Home Alone – Simon Baumanns «Zum Beispiel Suberg»
Simon Baumann ist als Sohn eines alternativ gesinnten Ehepaars im Dorf Suberg im Kanton Bern aufgewachsen. Er war schon immer Aussenseiter im Dorf, in dem er aufgewachsen ist und in dem er immer noch lebt. In seinem zweiten langen Dokumentarfilm erzählt er, wie er den Kontakt zu anderen Dorfbewohner(inne)n sucht – und so sogar vollwertiges (und jüngstes) Mitglied des Männerchors wird.
Simon Baumanns Eltern waren aktiv in der Politik, er bei den Grünen, sie bei der SP. Zahlreiche DorfbewohnerInnen sind auch heute auf Baumann père und mère noch so hässig, dass sie ihre Aggressionen gegen Bauman fils offen zur Schau stellen. Während die Eltern heute in Frankreich leben hat Simons Bruder den Biobauernhof übernommen. Simon Baumann wurde als CH-Dokfilmer spätestens mit «Image Problem», seinem ersten langen Dokumentarfilm (zusammen mit Andreas Pfiffner) zum «household name» in der CH-Filmszene. Einige der Strategien, die er bereits im von der Weltwoche verrissenen «Image Problem» erfolgreich angewandt hat – das Herauskitzeln von Ressentiments etwa – sind nun auch in «Zum Beispiel Suberg» wieder zu finden. Die Baumann-Brüder sind, so Simon, halb antiautoritär erzogen worden; Suberg wurde so – dank TV-Überdosis – in ihrer Imagination zu Vietnam, der Bach zum Mekong. Es ist verblüffend, dass Baumann noch heute in diesem Dorf lebt. Vielleicht geht es um eine Suche nach den eigenen Wurzeln, die er – obwohl sie ihn teilweise auch befremden – unter anderem im Männerchor findet. Ein Aussenseiter bleibt er allerdings. Trotzdem wäre es interessant zu wissen, ob Baumann diesem Chor treu bleibt; wobei die Überalterung den Chor wohl von ganz alleine erledigen wird. Aber vielleicht findet Baumann ja wirklich noch neue Mitglieder? Das Gemeinschaftsgefühl, so scheint es, ist in Suberg ein «thing of the past». Dank einem Mini-Laden bringt aber immerhin eine Frau wieder etwas Leben ins Dorf. Sie verkauft am Sonntag Butterzöpfe, die billiger sind als beim (im Dorf nicht präsenten) Grossverteiler.
Baumann legt mit «Zum Beispiel Suberg» also einen vielschichtigen, immer überzeugenden Zweitling vor, der gesellschaftliche Themen beleuchtet, die eben nicht nur Suberg, sondern die ganze Schweiz und immer mehr auch die ganze Welt betreffen.
«Zum Beispiel Suberg», CH 2013. Regie: Simon Baumann. Dokumentarfilm. Deutschschweizer Kinostart: 28.11.2013.
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