Theologie für die Massen – Akiva Goldsmans «Winter’s Tale»

Peter Lake (Colin Farrell) ist ein kleiner Ganove, der es sich mit dem Boss, Pearly Soames (Russell Crowe) verscherzt hat. Da kommt ihm ein übersinnliches weisses Pferd zur Hilfe – und die Liebe zu Beverly Penn (Jessica Brown Findlay). Diese junge Dame aus der Oberschicht leidet zwar an Schwindsucht, aber Peters Liebe zu ihr rettet ihn vor dem Unheil… auch noch hundert Jahre später.

Akiva Goldsman, Drehbuchautor von doch so verschiedenen Filmen wie «Batman and Robin», «Da Vinci Code», «I Am Legend» und «A Beautiful Mind», legt mit «Winter’s Tale», einer Verfilmung von Mark Helprins gleichnamiger Vorlage, sein Début als Regisseur vor. Der Film ist ein echter «tear-jerker», ein Werk zudem, das eine Art Theologie für die Massen präsentiert: es gibt ein Leben nach dem Tod, wir sehen unsere Liebsten wieder, und jeder Mensch ist gleich wertvoll, jeder Mensch ist ein Wunder für sich. Pearly Soames ist natürlich nicht einfach ein Gangster-Boss, sondern vielmehr ein Dämon, der einem gewissen Judge, auch Lu genannt, Gehorsam schuldet. In einem gewissen Sinn ist «Winter’s Tale» eine nicht konfessionell geprägte Version von Frank Capras Klassiker «It’s a Wonderful Life». Bei einem Mainstream-Film wie «Winter’s Tale» mag es zudem vermessen sein, autobiografische Elemente zu detektieren, aber Goldsman ist tatsächlich Witwer, Themen wie Verlust und das Leben nach dem Tod haben für ihn wohl eine spezielle Bedeutung. Morgan Freeman war bereits als Gott zu sehen; in «Winter’s Tale» spielt mit Will Smith ein anderer afroamerikanischer Schauspieler diesen ominösen Lu – dabei handelt es sich natürlich um Luzifer.

Opposites attract... (Bild: zVg)

Opposites attract, oder: Wenn der Weihnachtsfilm mitt Februar kommt. (Bild: zVg)

Nun ist ja der Teufel eine eher christliche denn jüdische Figur, eine Figur, die möglicherweise aus dem Zoroastrismus ins Christentum und teilweise auch ins Judentum gelangt ist. Im Islam ist der Teufel ebenfalls präsent. Einmal mutmasst eine Figur im Film, dass es vielleicht Gott selbst ist, der es mag, wenn die Menschen leiden. Doch so etwas darf in «Winter’s Tale» nicht sein: es muss der Teufel, seine Dämonen und andere Mitarbeiter sein, der hier den Menschen das Leben schwer macht. Nicht Gott oder – horribile dictu – gar die Menschen selber sind hier für das Leiden, für Krieg und Verbrechen verantwortlich, sondern oppositionelle Kräfte – und Russel Crowe spielt diesen Dämon namens Pearly Soames durchaus mit Gusto.

Kurz und gut: «Winter’s Tale» ist ein ansprechend gemachter Weihnachtsfilm, konfessionell ungebunden und durchaus unterhaltsam. Wer wünscht sich denn nicht manchmal ein winterliches Wunder? Natürlich ist das Leben (und das Sterben) wohl nicht so wie in Goldsmans Film. Aber vielleicht müsste es so sein … zumindest in Helprins und Goldsmans Vorstellung. Die Liebe siegt hier nicht nur über Klassengrenzen – sondern über den Tod selbst.

«Winter’s Tale». USA 2014. Regie: Akiva Goldsman  Mit Colin Farrell, Russel Crowe, Will Smith, William  Hurt, Jessica Brown Findlay u.a. Deutschschweizer Kinostart: 13.2.2014.


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