«Sehr satanisch»: Eine Ode an den gefallenen Engel von Rojo Córdova
Von Rojo Córdova
Nach den beiden Unterwelt-Heiligen Santa Muerte und Jesús Malverde ist nun der Teufel höchstpersönlich an der Reihe: Der mexikanische Slam-Poet Rojo Córdova schliesst mit eine etwas ungewöhnlichen Ode an ihn die dämonische Gedichte-Trilogie ab.
Übersetzung aus dem Spanischen: Jessica Ogaz

Der gefallene Engel einmal anders betrachtet: «Sehr satanisch, denn ich glaube, dass Satan nicht auf seinem Thron regiert, dass Satan nicht existiert» (Bild: Gustave Doré, «La chute de Lucifer», Wikimedia Commons).
Sehr satanisch
Sehr satanisch
Sehr satanisch wegen meiner Nüchternheit
sehr satanisch, weil ich nicht einmal wage, zu denken
ein kleines Kind zu verletzen
satanisch wegen meines Schweigens
und weil ich nicht meine Meinung mit dem teile, der nicht darum bittet.
sehr satanisch, weil ich nicht wage, etwas zu nehmen, das nicht zu mir gehört
abgesehen von einer unerträglichen und schädlichen Last
für den ehemaligen Besitzer
satanisch wegen des Respektes vor dem Leben der Tiere
satanisch weil ich beleidige, wer mich zu Hause beleidigt
satanisch, weil ich das Haus, das mich zum Eintreten einlädt, hoch respektiere
sehr satanisch, weil ich weder meine Gefühle noch meine Gedanken verstecke
satanisch beim Bitten, dass ich nicht gestört werde,
satanisch beim Bitten, dass sie aufhören, wenn sie mich noch einmal angreifen.
satanisch beim Angreifen und Zerstören von dem, der nicht aufhört, mich anzugreifen
satanischer satanistischer und so satanisch
Hunger und Durst,
aus dem Mund, der uns den Zorn der Lust öffnen lässt
dröhnt mein Lächeln
Sehr satanisch, denn ich glaube, dass Satan nicht auf seinem Thron regiert,
dass Satan nicht existiert,
dass es ihn im Hier und Jetzt gibt.
Der Satanist,
der die Hand öffnet,
und der eine Mudra der Hohen Magie macht.
Rojo Córdova (Mexiko-Stadt, 1986) studierte Hispanistik an der UNAM (Nationale Autonome Universität von Mexiko). Derzeit ist er einer der wichtigen Bekanntmacher des Spoken Word , laute Dichtkunst und Poetry Slam in seinem Land. Mehr Infos über seine Arbeit unter http://rojoquerojo.blogspot.com
Jessica Ogaz (Mexiko-Stadt, 1987) ist Absolventin der Germanistik an der UNAM (Nationale Autonome Universität von Mexiko). Derzeit arbeitet sie als Deutschlehrerin bei UVM (Universidad del Valle de México) und als freiberufliche Übersetzerin. Sie hat Interesse an der Spielkulturentwicklung, Sprachforschung und Science-Fiction-Literatur im deutschsprachigen Raum. Kontaktinfo: jessica.ogaz@gmail.com
Spanische Originalversion:
muy satánico
muy satánico por ser sobrio
muy satánico por ni siquiera osar pensar en lastimar
a un niño pequeño
satánico por permanecer callado
y no dar mi opinión a quien no la pide
muy satánico por no atreverme a tomar nada que no sea mío
a menos que sea una carga insoportable y dañina
para su antiguo dueño
satánico por respetar la vida de los animales
satánico por injuriar a quien me injuria en mi casa
satánico por respetar al máximo la morada
de quien me invita a entrar
muy satánico por no ocultar mi sentir ni mi pensar
satánico al rogar que no me molesten,
satánico al pedir que se detengan si me atacan otra vez
satánico al atacar y destruir al que no me deja de atacar
satánica satanista y muy satanista
el hambre y la sed la boca
que nos hace abrir
la ira de placer
retumba mi sonrisa
muy satanista
por creer que satanás no reina desde un trono
por creer que satanás no existe,
por creer que es hoyahoraquí
el satanista
que abre la mano
y traza
una mudra de Alta Magia.
