gesichtet #101: Die Metal-Band unter den Strassen: Der Hellring beim Hexenwald

Von Michel Schultheiss

Es ist wohl eine der nobelsten Gegenden der Region: Goldene Hirsche zieren den Eingang zum Wenkenhof. Der prächtige Park ist zudem gesäumt von Villen. Doch zwischen den pittoresken Gärten und Wegen, die Namen wie Odalsinda- und Eboweglein tragen, tun sich plötzlich Abgründe auf: Was zur Hölle hat ein Hellring hier zu suchen? Es scheint, es hätte hier eine Metal-Band Pate gestanden.

Hellring

Riehens «Highway to Hell»: Nebst dem «finstern Boden» trägt der Hellring wohl den unheimlichste Strassennamen in der Gegend (Foto: smi).

Der Gedanke ist gar nicht so abwegig. In die umgekehrte Richtung geht’s schliesslich auch, denn schon mal hat eine Gruppe ihr Album einem Riehener Strassennamen benannt: Der Weg beim Friedhof Hörnli mit dem ebenso gespenstischen Namen «Im finstern Boden», diente der Surfrock-Band Dirk Dollar als Inspiration. Zudem hat der Name des Erschliessungssträsschens Hellring tatsächlich etwas dämonische Ursprünge: Wie im Nachschlagwerk «Die Ortsnamen von Riehen und Bettingen» zu erfahren ist, geht er auf den Flurnamen «In der Hell» zurück. Das mittelhochdeutsche Wort «helle» bezeichnete die Unterwelt. Der Begriff fand auch bei Steilhängen und Waldschluchten Anwendung, wobei aber auch lediglich flaches Kulturland damit gemeint sein konnte. Im besagten Namensbuch wird die vertiefte Lage des Gebiets als Grund für die infernalische Benennung vermutet.

Hexenwald

Das verwunschene Hexenwäldli, auf das man beim Hellring stösst (Foto: smi).

Bei der Bettingerstrasse ist für den höllischen Ring extra noch ein kleiner Fussweg ausgeschildert. Der Weg führt vorbei am malerischen Wenkenhof und geht dann unscheinbarer als Hellringweglein an Einfamilienhäusern entlang in den Schnitterweg hinein. Ein Bekannter von mir, der als Schüler einst dort in der Nähe wohnte, hatte stets Bammel, von der Bushaltestelle aus nachts diesen Hellring zu durchschreiten – klingt ja allein schon der Name nicht sehr einladend.

Hexenhaus

Beliebtes Pfadi- und Jungschi-Aufenthaltsgebiet: Riehens Hexenhaus beim Wenkenhof (Foto: smi).

Dabei ist es äusserst passend, dass gerade der Hellring zum «Hexenwäldli» führt. Diese inoffizielle Ortsbezeichnung dürfte schon allein allen Pfadis und Jungschis aus der Gegend mindestens so bekannt sein wie der beliebte Treffpunkt (und Hochzeitsfotohintergrund) Wenkenross: Es gibt also nicht nur ein Geisterhaus in Riehen: Der kleine Wald mit dem Hexenhäuschen und Brücken könnte locker als Kulisse für einen Fantasy-Film dienen. Passend zum Namen hängen in diesem Hänsel und Gretels Haus auch Voodoo-Objekte, die an «Blair Witch Project» erinnern – wobei das Foto hier täuscht, sieht man schliesslich den Rest dieses Waldkindergartens nicht. Früher war’s wohl ein Ort zum Abhängen, wovon die Inschriften zeugten – wahrscheinlich waren hier nicht nur harmlose Waldspaziergänger zu Besuch, denn vor ein paar Jahren gab’s hier auch mal ein Hitler-Konterfei, von der jetzt aber zum Glück keine Spur mehr zu sehen ist.

Hexenhaus 2

Blair Witch Project in Riehen (Foto: smi).

Was es aber genau mit diesem Hexenwald auf sich hat und wie es zu dieser Anlage kam, ist nicht bekannt – Vielleicht wird das Geheimnis des verhexten Wäldchens zu einem späteren Zeitpunkt einmal gelüftet.

2 Gedanken zu “gesichtet #101: Die Metal-Band unter den Strassen: Der Hellring beim Hexenwald

  1. Lukas

    naja der Hellring wurde wohl durch die Familie Respinger und Clavel erstellt, Die die letzten Besitzer des Wenkenhof waren bevor es eine Stiftung resp. Schenkung war. Die Frage was und wieso dieser geheimnissvolle kleine Waldgarten enstanden sind erschliessen sich mir nicht nur weiss ich das Ich Ihnen das Buch „zum Wenkenhof“ das Fanny Respinger und Herr Clavel geschrieben haben Ihnen weitere Anhaltspunkte geben könnten…. achja btw die Säule die im mitten des Parks steht ist angeblich von Augusta Raurica… hmm ich habe vor 2 Jahren schon mal eine Anfrage gemacht bei den Herren Forschern nie eine Antwort bekommen … vielleicht auch ein guter Stoff für Sie.

  2. smi Artikel Autor

    Lieber Lukas, vielen Dank für diese Hinweise! Ich werde der Sache mal nachgehen. Falls ich auf weitere Hintergrundinfos zum «Hexenwald» stossen sollte, werde ich (wie im Text angedeutet) für eine Fortsetzung sorgen. Liebe Grüsse. smi


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